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Veranstaltungsdetails

Dienstag, 4. Juli 2017

19.00 Uhr

Wissenschaftlicher Vortrag von Madleen Podewski

Jüdische Identitätsmodelle aus Prag: Auguste Hauschners Roman Die Familie Lowositz (1908–1910)

Sudetendeutsches Haus, Hochstraße 8, München

 

Auguste Hauschner zählt zu den vergessenen Autorinnen der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Ihr Name wird allenfalls, wie das für Schriftstellerinnen ihrer Generation häufig üblich ist, im Zusammenhang mit berühmten Männern wie Max Brod oder Fritz Mauthner genannt, die sie unterstützt, gefördert und angeregt hat. Dabei setzten sich ihre Texte (Dramen, Romane, Novellen, Zeitschriftenartikel) auf kreative Weise mit den vielfältigen Problemen auseinander, von denen die Zeit um 1900 geprägt war. Im Mittelpunkt stehen hier, besonders prägnant in ihrem bekanntesten Werk, dem Zweiteiler Die Familie Lowositz, ethnisch-religiöse Identitätskonflikte.

Im Prager Milieu, dem hauptsächlichen Handlungsraum des Romans, positioniert Hauschner ihre jüdischen Figuren genau in der Mitte zwischen Tschechen und Deutschen und deren zuweilen aggressivem Abgrenzungsbegehren. Diese Konstellation ermöglicht es ihr, die zeitgenössisch akuten Konflikte um Religionen, Nationen und „Rassen“ auf eine spezifisch literarische, d. h. sehr differenzierte Weise zu modellieren – mit Bezug auf Gruppenkämpfe, auf Spannungen zwischen Familienmitgliedern, zwischen Generationen und Geschlechtern und in der Psyche der Figuren. Der Vortrag wird zeigen, wie die Literatur auf diese Weise zu einer wichtigen Mitdiskutandin bei der Frage nach einem spezifischen Prager Judentum avanciert und unter welchen literatur- und publikationsgeschichtlichen Bedingungen das möglich wird.

Madleen Podewski hat Germanistik und Italianistik an der Freien Universität Berlin studiert und ist hier seit 2013 Privatdozentin am Institut für deutsche und niederländische Philologie. Davor war sie u. a. Research Fellow am Franz Rosenzweig Center for German Jewish Literature and Cultural History in Jerusalem, Wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Bergischen Universität Wuppertal und hat Professuren an der RWTH Aachen und an der FU Berlin vertreten. Promoviert hat sie mit einer Arbeit zu Heinrich Heine, ihre Habilitationsschrift beschäftigt sich mit literarischen Texten in einer deutsch-jüdischen Zeitschrift. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen auf dem Gebiet der deutsch-jüdischen Literatur- und Kulturgeschichte und der Mediengeschichte der Literatur. Zurzeit arbeitet sie an einem DFG-geförderten Projekt zu Literatur in illustrierten Zeitschriften des 19. Jahrhunderts.

Eintritt frei.

Eine Veranstaltung des Adalbert Stifter Vereins

 

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