Veranstaltungsdetails
Abt Anastáz Opasek, der im kommunistischen Gefängnis den Spitznamen „Hooligan–Abt“ erhielt und ab 1969 im bayerischen Exil Begegnungen von Menschen unterschiedlichster Weltanschauung ermöglichte, wurde in seinem Leben, das vor einhundert Jahren am 20. April 1913 begann, vor viele Prüfungen gestellt.
Den Spitznamen „chuligán“ erhielt Abt Anastáz von den „Mukl“, den politischen Gefangenen, die mit ihm in den berüchtigten Gefängnissen Ruzyně, Leopoldov und Valdice inhaftiert waren. Bei einem „chuligán“ geht es aber im Tschechischen nicht unbedingt um einen gewaltbereiten Rowdy. Mit diesem Begriff wird auch ein Mensch von liebenswürdiger Eigenwilligkeit und Unangepaßtheit bezeichnet.
Opat chuligán – also: der unangepaßte Abt
In Ostböhmen aufgewachsen interessierte er sich schon im jugendlichen Alter für Literatur und begann zu dichten. Gleicherweise fasziniert vom katholischem Glauben spürte er früh den Ruf Gottes und trat 1932 als Neunzehnjähriger in das Benediktinerkloster Břevnov/ Breunau in Prag ein. Mit nur 34 Jahren wurde er 1947 zum Abt gewählt.
Weder die Verfolgung durch das NS–Regime und später durch kommunistische Organe noch ein konstruierter Prozess und die darauffolgende zehnjährige Kerkerhaft konnten das Gottvertrauen und den Humor dieses Mannes erschüttern.
Ab 1969 im bayerischen Exil, wo er in der niederbayerischen Abtei Rohr bei seinen Mitbrüdern aus Kloster Braunau/Broumov Aufnahme fand, wirkte er unermüdlich weiter als geistlicher Vater, nicht nur für seine im Exil lebenden tschechischen Landsleute, sondern auch als Vermittler zu den einstigen sudetendeutschen Landsleuten, vor allem von der katholischen Ackermann–Gemeinde.
1990 kehrte er nach Prag zurück und belebte sein Kloster in Břevnov neu, das 1993, zur Tausendjahrfeier, zur Erzabtei erhoben wurde.
Während eines Kurzbesuchs in seinem „Exil–Kloster“ Rohr starb er unerwartet im August 1999.
Programm des Erinnerungsabends
An die zwölf Lebensstationen („Dvanáct zastavení“) des Anastáz Opasek erinnern:
Pater Angelus Waldstein OSB, geboren in Böhmen, Benediktinermönch, ehem. Direktor des Gymnasiums in Kloster Ettal, Hausoberer des Klosters Wechselburg (Sachsen), spricht über Ursprung und Entwicklung des Benediktinerordens in Böhmen.
Monika Elšíková–Le Fay, Regisseurin, Buchautorin, jüngste Unterzeichnerin der Charta 77, war Abt Anastáz freundschaftlich verbunden und verfaßte seine Biographie unter dem Titel Dobré dílo Anastáze Opaska [Das Opus Bonum des Anastáz Opasek].
Jan Šícha, Hauptkurator der Dauerausstellung des Collegium Bohemicum in Aussig/Ústí nad Labem über die deutsche Bevölkerung Böhmens, Herausgeber der kritischen Ausgabe der Gedichte von Abt Opasek, ordnete in den 1990er Jahren gemeinsam mit ihm dessen Papiere für das Archiv.
Jaroslav Hutka, Liedermacher, Dichter, Schriftsteller, emigrierte 1978 nach Holland und später nach Deutschland, nahm in den 1980er Jahren an den legendären Exiltreffen des Opus bonum teil. Seit 1989 wieder in Prag lebend sang er zum Begräbnis von Abt Anastáz das unvergeßliche Lied Smrt (Tod).
Mit Gedichten von Anastáz Opasek,
Mit Fotos von Josef Rakušan und Jindřich Štreit und dem
Film Anastáz Opasek, gesehen von Věra Chytilová (1993) – mit deutscher Zusammenfassung
Moderation: Anna Knechtel
Eine Veranstaltung des Adalbert Stifter Vereins in Zusammenarbeit mit dem Institutum Bohemicum der Ackermann–Gemeinde, mit freundlicher Unterstützung des Hauses des Deutschen Ostens und gefördert aus Mitteln des Bayerischen Staatsministeriums für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen