Das Beispiel Prag in Politik, Literatur und Kultur 1848 bis 1990
Studenten und seit etwa 1900 auch Studentinnen stellen einen exponierten und privilegierten Teil der Gesellschaft dar. Aus ihrer Mitte kamen zu unterschiedlichen Zeiten und Anlässen stets Bewegungen, die sich – auch in ihren nationalen Ausprägungen – zum Teil selbst als progressiv verstanden. Solche studentischen Bewegungen bildeten sich in Prag etwa in den Jahren 1848, 1892/93, 1939, 1948, 1968 oder 1989 sowie anlässlich der Sprachverordnungen des Ministerpräsidenten Badeni in den 1890er Jahren oder als antisemitische Proteste gegen das Rektorat des jüdischen Historikers Steinherz in den 1920er Jahren.
In der Hochschulstadt Prag gab es bereits seit dem Ende des 19. Jahrhunderts eine Vielfalt zum Teil konkurrierender Einrichtungen (zwei Universitäten, zwei Technische Hochschulen und weitere Kunst- und Musikhochschulen), was zusammen mit den besonderen ethnisch-nationalen und multikonfessionellen Konstellationen die Untersuchung mehrerer Fragen und Aspekten nahelegt.
Zugleich wurden diese Konstellationen in der Geschichtswissenschaft sowie in Literatur und Film bereits zeitgenössisch reflektiert. Studentisches Leben und Prager Studentenschaft sind etwa konstitutiver Bestandteil des Prag-Diskurses der Frühen Moderne.
Mögliche Themenkreise:
a) Welchen Einfluss hatten einzelne Studentenbewegungen auf die politische und gesellschaftliche Entwicklung? Wie gerechtfertigt ist die Selbstwahrnehmung einiger dieser Bewegungen als gesellschaftliche Avantgarde?
b) Welche Zusammenhänge gab es in der Studentenschaft zwischen den beiden Universitäten und zu den anderen Prager Hochschulen?
c) Wechselwirkungen zwischen Prag und den Einzugsgebieten: Wie wirkten studentische Erfahrungen in die Herkunftsregionen zurück?
d) Welche Rolle hatten Studentinnen in einzelnen Studentenbewegungen?
e) Nahmen sich Studentenbewegungen (deutsche, tschechische, jüdische) auch jenseits direkter Konfrontation gegenseitig wahr?
f) Gab es Kontinuitäten zwischen einzelnen Studentenbewegungen? Knüpften einzelne Bewegungen bewusst an Vorgänger an?
g) Welche Bedeutung hat das studentische Prag als Erinnerungsort? Welchen Einfluss hatten studentische Netzwerke, auch über historische Brüche, wie etwa im September 1938 oder die Vertreibung im Februar 1948, hinweg?
h) Inwiefern hat sich die Erinnerung an studentische Bewegungen gewandelt? Gibt es Studentenbewegungen, die inzwischen aus dem öffentlichen Gedächtnis verschwunden sind?
i) Wie sind Studentenfiguren bzw. die Darstellung studentischen Lebens in einschlägigen Prag-Romanen oder -Filmen funktionalisiert?
j) Was trägt der Mythos/das Stereotyp des Prager Studenten zum Topos der Stadt bei?
Die Konferenz findet am 29. und 30. April 2021 in München statt.
Willkommen sind Beiträge, die einen oder mehrere der genannten Themenkreise behandeln.
Der Call for Papers richtet sich an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus historischen, literatur- und kunstwissenschaftlichen sowie allgemein kulturwissenschaftlichen Disziplinen. Wir bitten um Skizzen (bis zu ca. 2.000 Zeichen) für Vorträge mit einer Länge von 20 Minuten. Abstracts können auf Deutsch, Tschechisch und Englisch eingereicht werden. Bitte senden Sie die Skizze versehen mit Ihrem Namen, Ihrem Titel und dem Namen Ihrer Forschungseinrichtung und der Angabe Ihrer Forschungsschwerpunkte bis zum 15. Januar 2020 an einen der Organisatoren. Die Veranstalter tragen die Reise- und Unterbringungskosten. Eine Benachrichtigung über die Annahme des Vortrags erfolgt bis zum 31. Januar 2020. Die Publikation der Beiträge ist vorgesehen.
Veranstalter:
Adalbert Stifter Verein, München
Collegium Carolinum, Forschungsinstitut für Geschichte Tschechiens und der Slowakei, München
Institut pro studium literatury, o. p. s., Prag
Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte der Philosophischen Fakultät der Karls-Universität in Prag
Konzeption und Organisation der Tagung:
Dr. Franziska Mayer, Adalbert Stifter Verein (mayer@stifterverein.de)
Dr. Robert Luft, Collegium Carolinum (robert.luft@collegium-carolinum.de)
Interdisziplinäre Tagung im StifterHaus Linz
Nach mehrfach in Linz verbrachten ausgedehnten Sommerfrischeaufenthalten entschloss sich Adalbert Stifter unter dem Eindruck der Revolutionsereignisse 1848 und in der Hoffnung auf eine Anstellung im Bildungsbereich, hier dauerhaft seinen Wohnsitz zu nehmen.
Vor dem Hintergrund von Stadtentwicklung, Landesverwaltung und Alltagsleben in Linz wird sich die Konferenz mit Aspekten wie Stadtentwicklung, Industriegeschichte, Alltagsleben zwischen 1848 und 1868, Landespolitik und Verwaltung, Medien und Zeitungswesen, Bildungswesen sowie Stifters persönlichem Umfeld (Freundschaften, der Haushalt, Amalia Stifter) und persönlichen Interessen beschäftigen.
19. Oktober 2017
14.00 Begrüßung
14.30 Friedrich Mayrhofer (Linz): Linz zur Zeit Adalbert Stifters (1848–1868)
15.00 Georg Stöger (Salzburg): Business as usual? Linzer Umwelt(en) in den 1840er bis 1860er Jahren
16.30 Martin Schaller (Wien): Linz im Blick von außen – Reisende in Linz ca. 1830–1860
17.00 Klaus Petermayr (Linz): Musik in Linz zur Zeit Stifters
20. Oktober 2017
9.00 Arthur Brande (Berlin): Kakteen und Wacholderbeeren – Stifters botanisches Umfeld in Linz
9.30 Thomas Peinbauer (Linz): Similia similibus curentur – Adalbert und Amalia Stifter in homöopathischem Kontext
11.00 Johannes John (München): Das Innenleben von Häusern – zu Adalbert Stifters Tätigkeit als k. k. Schulrat
11.30 Georg Hofer (Linz): Adalbert Stifter und die Linzer Zeitung
14.30 Franz Adam (München): Stifters späte Poetologie. Anmerkungen zur „Letzten Mappe“
15.00 Peter Becher (München): Stifters Sterben und Tod
15.30 Petra-Maria Dallinger (Linz): Die Witwe Amalia Stifter
16.30 Abschlussdiskussion
Eine Veranstaltung des Adalbert-Stifter-Institutes des Landes Oberösterreich, Linz, und des Adalbert Stifter Vereins
Anmeldung per Mail bis zum 18. Oktober; Kontakt: Mag. Georg Hofer, Dr. Franziska Mayer
Das Jahr 1918 in der mitteleuropäischen Literatur
Internationale Konferenz in Karlsbad/Karlovy Vary, Hotel Dvorana
Das Ende des Ersten Weltkriegs wurde auf vielfache Weise in Romanen, Gedichten, Theaterstücken, Filmen und Fotografien thematisiert, die Trauer über den Untergang der Donaumonarchie ebenso wie der Triumph über die Gründung der Nachfolgestaaten. Gemeinsam mit dem Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas an der LMU München veranstaltet der Adalbert Stifter Verein eine internationale Konferenz, auf der Literaturhistoriker aus Mittel- und Südosteuropa über die Darstellung und Verarbeitung des Jahres 1918 in der Literatur referieren. An der Konferenz nehmen Referenten u.a. aus Tschechien, Kroatien, Slowenien, Österreich, Ungarn und Deutschland teil. Die Konferenzsprache ist vorwiegend deutsch.
Die Tagung findet im Hotel Dvorana in Karlsbad statt. Gäste sind willkommen; bitte kümmern Sie sich selbst um Anreise und Unterkunft.
Eine Veranstaltung des Adalbert Stifter Vereins und des Instituts für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas (IKGS) an der LMU München
Kontakt: Dr. Peter Becher, Dr. Florian Kührer-Wielach