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Veranstaltungsdetails

Dienstag, 7. Juni 2016

19.00 Uhr

„Lasse dem Narren das Ding“. Zur Aufgabe von Malerei und Familientradition in Adalbert Stifters „Nachkommenschaften“

Wissenschaftlicher Vortrag von Dr. Jochen Berendes, Karlsruhe

Kulturforum im Sudetendeutschen Haus, Hochstraße 8, München

In der Erzählung „Nachkommenschaften“ erzählt Friedrich Roderer von seinem Aufenthalt in einem Tal, in dem er sich intensiv bemüht, ein Moor zu malen. Er lernt einen reichen, älteren Mann kennen, Peter Roderer, der gleichzeitig dieses Moor trockenlegen lässt und sich schließlich als ein weiter Verwandter des Malers erweist. Der Landschaftsmaler verliebt sich in dessen Tochter, verwirft – dem dargestellten Familiencharakter entsprechend – seine künstlerischen Bemühungen und zerstört das Bild. Die Erzählung endet mit einer Hochzeit, durch die seit Generationen getrennte Zweige der Familie wieder zusammengeführt werden.

Diese „im (selbst–)ironischen Modus einzigartige späte Erzählung“ (K. Wagner) bezeugt temperamentvolle Distanz zu malerischen Bemühungen. Sie zeigt womöglich auch Grenzen der Ironie auf, wenn wir der Überzeugung folgen wollen, dass Peter Roderer und seine Tochter „von jeder ironischen Entlarvung“ (M. Mayer) unbehelligt bleiben. Im Vortrag wird eine Lektüre vorgeschlagen, die den Bereich des Ironischen entgrenzt, indem das Närrische am vermeintlich Vernünftigen und das Vernünftige am vermeintlich Närrischen entwickelt wird, das heißt, indem das Fragwürdige an dem von Peter Roderer wirkungsvoll entworfenen Familiencharakter und das Gehaltvolle und Zukunftsweisende an der malerischen Bemühung aufgezeigt wird. Die vom Text aufgebaute Autorität seiner Figur wird ebenso destruiert wie das abschließende Familien– und Liebesglück. Weniger zeigt sich eine Sonderstellung der Erzählung im Werk Adalbert Stifters, vielmehr zeigt sich an ihr erneut die Sonderstellung des gesamten Werks.

Dr. Jochen Berendes studierte Germanistik und Philosophie an den Universitäten Münster, Wien und Tübingen. Er übte berufliche Tätigkeiten in den Bereichen Germanistik, Angewandte Ethik und Ethiklehre, Theologie und Didaktik auf. Dazu hielt er Lehre, Vorträge und Publikationen zur Literatur– und Kulturwissenschaft, Ethik und Didaktik. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter der Geschäftsstelle der Studienkommission für Hochschuldidaktik (GHD) an der Hochschule Karlsruhe. 2009 erschien seine Arbeit Ironie – Komik – Skepsis. Studien zum Werk Adalbert Stifters.

Eine Veranstaltung des Adalbert Stifter Vereins

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