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Veranstaltungsdetails

Donnerstag, 25. April 2013

18.00 Uhr

Böhmischer Salon IV: Škandalgeschichte(n)

2 Vorträge. Das zweite Leben der Königinhofer und der Grünberger Handschrift im 19. Jahrhundert. Tryštan und Isolt in Prag – Legenden von Richard Kolář (Wagner)

Kulturforum im Sudetendeutschen Haus, Hochstraße 8, München

Die literarischen Fälschungen der tschechischen Romantiker, die Königinhofer und die Grünberger Handschrift , stellen ein nie vollständig gelöstes Rätsel dar: Wann und von wem wurden sie tatsächlich angefertigt? Seit ihrer „Entdeckung“ 1817 und 1818 wirkten sie auf die Nationsbildung in Böhmen durch ihre vorgeblich altertümlichen Bilder aus dem Leben der alten Tschechen, ihrer kulturellen Werte, Einheit und äußeren Feinde, aber auch durch ihre literarische Kraft. Ihr Echo findet man im Prager Nationaltheater, auf der Burg Vyšehrad, aber auch in vielen Kunstwerken der tschechischen und der deutschen Sprache einschließlich der Libussa Bedřich Smetanas.

Die Entlarvung der Handschriften als Fälschungen durch T. G. Masaryk und seinen Kreis war nur eine von vielen Episoden in ihrem zweiten Leben.

Der Vortrag vergleicht die Wirkung der romantischen Fälschungen mit dem breiten Spektrum anderer historischer Quellen der tschechischen Kultur und hebt beide Handschriften als einen Schlüssel zur tschechischen Vergangenheit und Gegenwart hervor.

Tryštan und Isolt in Prag – Legenden von Richard Kolář (Wagner)

Seit den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts galt Prag zu Recht als „Richard–Wagner–Stadt“. Die erste seiner hier aufgeführten Opern war am 25. November 1854 der Tannhäuser. Das Interesse an seiner Musik war enorm; 1854 fand sogar ein kleines Wagner–Festival im Ständetheater statt. Die starke Präsenz des großen Meisters provozierte die einheimischen Musiker zu heftigen Polemiken über seine Musik. Daran beteiligten sich gleichermaßen deutsche wie tschechische Stimmen, obwohl Wagners Werke zunächst nur am deutschsprachigen Ständetheater aufgeführt wurden (erst 1885 fand mit Lohengrin die erste Wagner–Vorstellung im tschechischen Nationaltheater statt).

Die Polemiken wurden nicht nur in zeitgenössischen Zeitschriften, Zeitungen und in der gepflegten Atmosphäre der Theatergänge geführt, sondern auch auf den Straßen, in Gaststätten und bei den Festabenden künstlerischer Gesellschaften beider Nationalitäten. In einer solch feuchtfröhlichen „unakademischen“ Stimmung entstanden auch die Parodien, die als eigentümliche und gleichermaßen amüsante Illustration des Prager musikalischen und kulturellen Lebens gelesen werden können.

Ein Beitrag zum Wagner–Jahr 2013.

PhDr. Dalibor Dobiáš, Ph. D. (* 1977), Literaturhistoriker, Herausgeber und Übersetzer mit dem Schwerpunkt Geschichte der tschechischen Literatur im 19. Jahrhundert im supranationalen Kontext

Σκάνδαλον

Auf der Liste „Best of Sherlock Holmes“ des englischen Autors Conan Doyle (1859–1930) fehlt nie die Detektivgeschichte „Ein Skandal in Böhmen“, mit der dieser Autor seine literarische Karriere begonnen hatte. Im Böhmischen Salon IV geht es nicht um Kriminalgeschichten, sondern um Ereignisse, die zur böhmischen Chronique scandaleuese gezählt werden können oder diesen Ruf knapp verfehlt haben.

Übrigens: Das Wort „Skandal“ stammt aus dem Griechischen: Skandalón und bedeutet ursprünglich „Stellholz in der Fangfalle“. Über das Kirchenlatein und das Französische gelangte es auch ins Deutsche mit der Bedeutung „anstoßerregende Sache, Ärgernis“. Diesem verwandt ist das Wort „Affäre“. Nun denn!

PhDr. Jitka Ludvová, CSc., Musik– und Theaterwissenschaftlerin. Seit den 1970er Jahren im Institut für Musikwissenschaft der Akademie der Wissenschaften der ČR, seit 1999 im Prager Divadelní ústav [Theaterinstitut]. Zuletzt erschien ihr Monumentalwerk Až k horkému konci. Pražské německé divadlo 1845–1945 [Bis zum bitteren Ende. Das Prager deutsche Theater 1845–1945]. 2012.

Eintritt frei

Eine Veranstaltung des Adalbert Stifter Vereins

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