Veranstaltungsdetails
Der Linguist Klaas-Hinrich Ehlers stellt die Ergebnisse seiner langjährigen Forschung zur sprachlichen Integration der Vertriebenen in Mecklenburg und der Entwicklung der Dialekte vor.
Unter den vielen deutschen Flüchtlingen und Vertriebenen, die nach dem Zweiten Weltkrieg in Norddeutschland angesiedelt wurden, war auch eine große Zahl von Menschen aus den böhmischen Ländern, aus Schlesien und der Slowakei. Wie arrangierten sich diese Menschen aus mittel- und oberdeutschen Herkunftsgebieten sprachlich mit ihrem neuen Lebensumfeld, das damals noch stark vom Niederdeutschen (also Plattdeutschen) geprägt war? Die übliche Antwort auf diese Frage lautet: Die immigrierten Vertriebenen ebenso wie die alteingesessenen Norddeutschen nahmen vom Gebrauch ihrer jeweiligen Dialekte rasch Abstand und trafen sich sprachlich im überregionalen Hochdeutschen.
Umfangreiche Zeitzeugenbefragungen in Mecklenburg-Vorpommern zeigen dagegen ein anderes Bild. Demnach passten sich viele der Zuwanderer sprachlich an ihr neues Sprachumfeld an, indem sie das mecklenburgische Niederdeutsch lernten und sprachen. Der Vortrag fragt nach dem Umfang des Niederdeutscherwerbs bei Vertriebenen und beleuchtet die Rahmenbedingungen und Motive für das Erlernen des norddeutschen Dialekts. Grundlage der Untersuchung sind 90 Zeitzeugeninterviews und Sprachtests, die 2010 bis 2015 in der Umgebung von Rostock durchgeführt wurden und in der gerade erschienenen zweibändigen Geschichte der mecklenburgischen Regionalsprache seit dem Zweiten Weltkrieg (Verlag Peter Lang) ausgewertet wurden.
Eine Veranstaltung des Collegium Carolinum in Kooperation mit dem Adalbert Stifter Verein