Auch dieses Jahr schreiben wir einen Residenzaufenthalt für tschechische und bayerische Autorinnen und Autoren (oder diejenigen, die in der Vergangenheit eine längere Zeit in Bayern gelebt haben) in Oberplan/Horní Planá (CZ) aus. Abgabefrist ist der 1. April 2022. Das Stipendium wird gemeinsam mit der Mährischen Landesbibliothek, Sektion Tschechisches Literaturzentrum, und der Zweigstelle des Regionalmuseums Český Krumlov/Krumau, dem Adalbert-Stifter-Geburtshaus ausgeschrieben und von der Bayerischen Staatskanzlei gefördert. Mehr Informationen hier.
Die besten deutsch- bzw. tschechischsprachigen (germano)bohemistischen Arbeiten der Jahre 2018/19 wurden 2021 in Prag ausgezeichnet. Die Laudationes und zwei Beiträge der Preisträger sind im Jahrbuch nachzulesen: Ivo Habán stellt den sudetenschlesischen Maler Paul Gebauer vor, Neil Stewart zieht erhellende Parallelen zwischen Karel Hlaváček und Franz Kafka. Wie Kafka sich mit dem Jiddischen auseinandersetzte und dabei über seine eigene jüdische Identität nachdachte, beschreibt Boris Blahak. Und zu der Tagung über studentische Bewegungen, Netzwerke, Avantgarden in Prag finden Sie einen Bericht sowie einen der Vorträge: Marek Vajchr entdeckt die Figur des Prager Studenten schon im 18. Jahrhundert bei dem preußisch-böhmischen Schriftsteller Otto von Graben zum Stein. Der Jahresbericht 2021, Rezensionen und eine Zeitschriftenschau ergänzen die wissenschaftlichen Beiträge.
Inhalt
Zuzana Jürgens und Franziska Mayer: Aufbruch ins Digitale
Johannes John: Produktive Neugier. Alfred Doppler zum 100. Geburtstag
Otokar-Fischer-Preis 2020
Jan Budňák: Laudatio auf Ivo Habán und Anna Habánová für die beste tschechischsprachige germanobohemistische Arbeit der Jahre 2018/19
Alfrun Kliems: Laudatio auf Neil Stewart für die beste deutschsprachige germanobohemistische Arbeit der Jahre 2018/19
Peter Becher: Laudatio auf Jiř Stromšík. Sonderpreis der Jury
Ivo Habán: Paul Gebauer, ein Moderner im Sog der Heimatkunst
Neil Stewart: Hybridität und Metamorphose. Karel Hlaváček und Franz Kafka
Weitere wissenschaftliche Beiträge und Essays
Boris Blahak: Jiddisch hören, jüdisch sprechen. Spracherwerbs- und Spracherinnerungsstrategien bei Franz Kafka und Max Brod
David Smrček: Tagungsbericht: Studentische Bewegungen, Netzwerke, Avantgarden. Das Beispiel Prag in Politik, Literatur, Film und kulturellem Gedächtnis 1848 bis 1990
Marek Vajchr: „Prager Studenten“ und andere böhmische Motive im Werk von Otto von Graben zum Stein
Rezensionen
Thomas Krzenck – Lucie Doležalov , Michal Dragoun (Hrsg.): Kříž z Telče (1434–1504). Písař, sběratel, autor [Kříž von Teltsch (1434–1504). Schreiber, Sammler, Autor]
Thomas Krzenck – Kamil Boldan: Počátek českého knihtisku [Die Anfänge des böhmischen Buchdrucks]
Bernd Rill – Pierre Monnet: Karl IV. Der europäische Kaiser
Franz Adam – Adalbert Stifter: Briefe 1859–1862. Hrsg. von Wolfgang Hackl und Wolfgang Wiesmüller
Zeitschriftenschau
Aussiger Beiträge. Germanische Schriftenreihe aus Forschung und Lehre
Bohemia. Zeitschrift für Geschichte und Kultur der böhmischen Länder. A Journal of History and Civilisation in East Central Europe
Brücken. Zeitschrift für Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaft
Germanoslavica. Zeitschrift für germano-slawische Studien
Jahrbuch. Adalbert-Stifter-Institut des Landes Oberösterreich
Studia Germanistica. Acta Facultatis Philosophicae Universitatis Ostraviensis
Jahresbericht 2021
Autoren und Mitarbeiter
Neu auf Youtube:
Aufzeichnung der Begleitveranstaltung vom 3. Februar 2022 zu der Ausstellung TOYEN mit dem Schriftsteller, Dramatiker und Drehbuchautor Jaroslav Rudiš in der Hamburger Kunsthalle. Mit Auszügen aus „Winterbergs letzte Reise“ und „Nachtgestalten“ bis hin zu musikalischen Beiträgen gibt der Autor spannende Einblicke in sein eigenes literarisches Werk und in die Stadt, deren Kunst- und Kulturszene Toyen bis heute prägt. Im Gespräch gewährt Rudiš seinen ganz persönlichen Blick auf die Künstlerin und die heutige Relevanz der von ihr bereits in den 1920er Jahren aufgeworfenen Fragen, welche sich durch ihr gesamtes künstlerisches Werk ziehen.
Moderation: Christina Frankenberg (Tschechisches Zentrum Berlin)
Ein Video der Hamburger Kunsthalle in Kooperation mit dem Kulturreferat für die böhmischen Länder
Neu auf YouTube:
Der Künstler Lukáš Houdek beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Geschichte der Deutschen aus den böhmischen Ländern. Inspiriert durch verfallene Friedhöfe in seiner Heimatregion um Mies/Stříbro, thematisiert er Vertreibung und Wiederbesiedlung in zwei Ausstellungen. Mit Barbiepuppen stellte er Gewaltszenen während der Vertreibung der Sudetendeutschen ebenso nach wie die Atmosphäre bei der Wiederbesiedlung der Grenzgebiete. Nach seinem Vortrag erläutert er in einem Gespräch unter anderem die Reaktionen auf seine Arbeiten in Tschechien.
Moderation: Wolfgang Schwarz
Ein Video des Kulturreferats für die böhmischen Länder
Neu auf YouTube:
Andreas Wiedemann, Historiker und Pressereferent der Österreichischen Botschaft in Prag, thematisiert in seinem Vortrag unter anderem den Ablauf der Wiederbesiedlung der Grenzgebiete nach 1945 und die davon betroffenen Bevölkerungsgruppen. Der Prozess war von vielen Problemen geprägt: So fanden etwa die Neubesiedlung und die Zwangsaussiedlung der Sudetendeutschen zum Teil parallel statt, woraus sich Konflikte ergaben. Fehlende Kenntnisse der Zuzügler über die landwirtschaftlichen Bedingungen verursachten ebenfalls Schwierigkeiten. Die Mehrheit der Neusiedler kam aus dem tschechischen Binnenland (etwa 1,3 Millionen), meist aus den angrenzenden Bezirken. Aber auch Slowaken, Wolhynientschechen und Roma waren darunter.
Der Vortrag basiert auf Wiedemanns Buch „Komm mit uns das Grenzland aufbauen“, das inzwischen auch ins Tschechische übersetzt wurde.
Ein Video des Kulturreferats für die böhmischen Länder
Neu auf Youtube:
Eva Lustigová, 1956 geboren, ist Mitbegründerin und Geschäftsführerin des Arnošt Lustig-Stiftungsfonds, der nach ihrem Vater, dem 2011 verstorbenen tschechisch-jüdischen Schriftsteller und Journalisten benannt wurde. Sie widmet sich vor allem der Vermittlung des Vermächtnisses von Arnošt Lustig, so etwa in dem Dokumentarfilm Přítomnost Arnošta Lustiga (Die Präsenz von Arnošt Lustig, 2012) oder mit der Herausgabe von Büchern wie Vlny štěstí Arnošta Lustiga (Glückswellen des Arnošt Lustig, 2021), die Texte oder Interviews ihres Vaters enthalten. In der Reihe „Mein Weg zu unseren Deutschen“ erzählt sie von ihrer persönlichen Beziehung zu den Deutschen bzw. Sudetendeutschen.
Foto. J. Brabec
Anlässlich des 25. Jahrestags der Unterzeichnung der Deutsch-Tschechischen Erklärung schalten wir das Sudetenland-Interview "Ein Deutscher und Tschechen" mit Joachim Bruss, dem langjährigen Geschäftsführer des Deutsch-Tschechischen Zukunftsfonds und Dolmetscher und Übersetzer frei. Viel Freude beim Lesen!
Auch 2022 vergeben wir wieder den Otokar-Fischer-Preis. Mit dem Preis werden herausragende wissenschaftliche Arbeiten der deutsch- und tschechischsprachigen Bohemistik und Germanobohemistik ausgezeichnet, die in den letzten zwei Jahren in Deutschland, Österreich oder der Schweiz bzw. in Tschechien veröffentlicht wurden.