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70 Jahre Adalbert Stifter Verein

Festakt am 5. Mai 2017 im Maximilianeum, München

 

Möge Europa sich bald in der theils neu errungenen theils schon länger bestandenen Freiheit festigen und ordnen – sonst gehen wir bei Auftauchen so vieler nicht meßbarer Gewalten einer düsteren Zukunft entgegen.

Adalbert Stifter an seinen Verleger Gustav Heckenast, Mai 1848

 

Zum 50. Geburtstag im Jahr 1997 bezeichnete Staatspräsident Václav Havel, die Arbeit des Vereins als „festen Grund, auf dem die tschechisch-deutsche Zusammenarbeit bauen kann.“ Zum 60. Geburtstag bekundete der Brünner Schriftsteller Jan Trefulka, er verdanke dem Verein seine „erste Begegnung mit der freien Welt“.

Am 5. Mai 1947 von Vertriebenen aus Prag und den Sudetengebieten gegründet, erlebte der Verein mehrere Wandlungen. Zunächst als kulturelle Heimat und Plattform der Sudetendeutschen dienend, ist er seit dem Beginn der Bundesförderung im Jahr 1952 als Einrichtung tätig, die vertriebene Künstler und Schriftsteller fördert und mit Ausstellungen und Publikationen die Kulturgeschichte der böhmischen Länder darstellt. Nach der Niederschlagung des Prager Frühlings im Jahr 1968 unterstützte er exilierte Schriftsteller und Künstler der Tschechoslowakei. Seit der Sanften Revolution von 1989 zählt der Verein zu den ständigen Mittlern des Kulturaustausches. Er initiierte den Kunstpreis zur deutsch-tschechischen Verständigung, organisiert ein breitgefächertes Programm kultureller Begegnungen und arbeitet eng mit Germanisten und Bohemisten der Nachbarländer zusammen.

 

Stimmen zum 70-jährigen Bestehen 2017

 

Petra-Maria Dallinger, Direktorin des StifterHauses, Linz

„Die Arbeit des Adalbert Stifter Vereins München zeichnet sich durch besondere Kompetenz wie Behutsamkeit gleichermaßen aus; eine Haltung, die in der nunmehr 70-jährigen Vereinsgeschichte vor dem Hintergrund von biographischem Umfeld und literarischem Werk des Namensgebers Stifter eine immer wieder neue Ausrichtung erfahren hat –  in der Auseinandersetzung mit Grenzen, im Bemühen um Begegnung und Verständigung ohne Vereinnahmung, in einem differenzierten Verständnis wie Zugang zur Idee von Kulturräumen und im Bewusstsein andauernder Verantwortung dafür.“

 

Karl-Markus Gauß, Schriftsteller und Kritiker, Salzburg

„Wenn man wieder einmal verführt ist, über seinem Europa zu verzweifeln, tut es gut, sich daran zu erinnern, dass es den Adalbert Stifter Verein in München gibt. Über die siebzig Jahre hinweg ist aus ihm ein mitteleuropäisches Projekt geworden, das uns die verlorenen Reichtümer des multinationalen Böhmen von gestern immer neu vor Augen führt. Mit den Ausstellungen, den vielen Initiativen, den Konferenzen, Austausch- und Förderprogrammen tritt der Stifter Verein auf exemplarische Weise dafür ein, dass aus der deutsch-tschechisch-österreichisch-jüdischen Geschichte des Raums Perspektiven auf die europäische Kultur von heute und morgen gewonnen werden.“

 

Karl Schlögel, Osteuropahistoriker, Berlin

„Ich habe es immer als großes Verdienst des Adalbert Stifter Vereins angesehen, in Zeiten des Vergessens und der Flucht nach vorn an die einzigartige Kultur Böhmens zu erinnern, nicht nur ein Wissen von einer deutsch-tschechisch-österreichisch-jüdischen Kultur wachzuhalten, sondern auch auf der Höhe der Zeit zu bleiben und sich den fälligen Kontroversen zu stellen. In Zeiten allgemeiner Verfeindung war das Überschreiten von Grenzen nicht ohne Risiko. Der Stifter Verein hat dem Namen des großen Schriftstellers alle Ehre gemacht. Alles Gute weiterhin!“

 

Milan Uhde, Schriftsteller und ehemaliger Parlamentspräsident, Brünn/Brno

„Ich gehöre nicht nur zu den anhänglichen Lesern Adalbert Stifters, sondern war auch aktiver Teilnehmer der Diskussion über Stifters Werk in Oberplan (Horní Planá). Was den Adalbert Stifter Verein betrifft, schätze ich sehr seine ehrwürdige Tätigkeit, die vielen tschechischen Schriftstellern und vielen meiner Freunde geholfen hat, als sie sich in einer komplizierten Lage befanden. Ich wünsche allen Mitgliedern und Aktivisten des Vereins, dass sie viele weitere Jahre ihrer Arbeit widmen können, die unsere Kultur fruchtbar beeinflusst hat und auch gegenwärtig fruchtbar beeinflusst.“

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