Mit seinem Buch „Theresienstadt“ über das „Antlitz einer Zwangsgemeinschaft“ begründete der Prager Auschwitzüberlebende H. G. Adler 1955 die Forschung zum Lagersystem der Nationalsozialisten. Im Heft ist er als großer und experimentierfreudiger Schriftsteller zu entdecken, unter anderem mit dem Erstdruck der Letzfassung der Erzählung „Cornelius“. Sein Sohn Jeremy erklärt im Interview, wie Internierung und Exil das Werk beeinflussten und die Rezeption in der Nachkriegsliteratur der Bundesrepublik behinderten. 80 Jahre nach dem Münchner Abkommen werfen wir einen Blick auf die Rezeption dieses Ereignisses in Politik und Literatur. Und die Herbsttexte im Forum der Übersetzer stimmen uns nach einem großen Sommer auf die bevorstehende Schwammerlzeit ein.
Editorial
Franz Adam: H. G. Adler zum 30. Todestag
Feuilleton
Kateřina Kovačková: Reiseetüde zur böhmischen Sauregurkenzeit
Porträt: H. G. Adler
Peter Becher, Franziska Mayer: „Weil er hier so mühelos fremd sein konnte“. Ein Gespräch mit Jeremy Adler
Eduard Schreiber (Radonitzer): Neuanfang in Unkenburg
Peter Demetz: Pfadfinderabglanz
Jürgen Serke: Und am Abend Mouton Cadet
H. G. Adler: Ob man in Prag leben kann
Franz Adam: Dokumentiertes Verständnis für Musik
Wiedergelesen
Susanne Habel: Erzählen gegen das Grauen. H. G. Adlers Roman „Panorama“ (1968)
Thema: Das Münchner Abkommen in der Literatur
Hubert Masařík: Entscheidung im Hotel Regina
Volker Zimmermann: „München“ als Metapher
Ilse Tielsch: Neue Grenzen. Aus dem Roman „Das letzte Jahr“
Peter Becher: Böses Erwachen aus dem Sehnsuchtstraum. Das Münchner Abkommen in der deutschen Literatur
Václav Petrbok: Der Flagge präsentiert! Tschechische Poesie zum September 1938
Walter Hart (Ewald Osers): Jedoch wir stehn!
František Halas: Praze/An Prag
Prosa
H. G. Adler: Cornelius
Ursula Haas: Fluchtfalle
Orte der Vermittlung
Lukáš Motyčka: Missverständnisse ausräumen. Kurt Krolop Forschungsstelle für deutsch-böhmische Literatur
Karikaturkolumne
Jozo Džambo: Wie man bosnische Flüchtlinge loswird
Kunst und Kontext
Hansjürgen Gartner: Die Sprache der Tore. Der Objektkünstler Herbert Dlouhy
Forum der Übersetzer
Karel Čapek: Hilfe!
Kristina Kallert: Texte zum Herbst
Jiří Dvořák, Alžběta Skálová (Illustration): Pflanzenkundegeschichten
Karel Hvížďala: Wenn der Wald dampft
Karel Hvížďala: Wo Sommer und Winter parken
Kristián Kopřivík: Gedicht ohne Titel
Aus den Kaffeehäusern Mitteleuropas
Milena Jesenská: Lebensraum Kaffeehaus
Florian Kührer-Wielach: Montage im Eiles
Lyrik
Harald Grill: Oberplan
Rezensionen
Autoren und Mitarbeiter, Bildnachweis