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Zu Weihnachten schalten wir den Sudetenland-Artikel „Zwei Schriftsteller – zwei Journalisten“ von Anna Knechtel über das Werk und Freundschaft von Max Brod und Josef Mühlberger frei. Viel Freude beim Lesen!
Auch 2022 vergeben wir wieder den Otokar-Fischer-Preis. Mit dem Preis werden herausragende wissenschaftliche Arbeiten der deutsch- und tschechischsprachigen Bohemistik und Germanobohemistik ausgezeichnet, die in den letzten zwei Jahren in Deutschland, Österreich oder der Schweiz bzw. in Tschechien veröffentlicht wurden.
Aus Kristall sind die gemalten Luftschlösser des böhmischen Malers und Gestalters Wenzel Hablik, dem das aktuelle Sudetenland-Heft gewidmet ist. Die Kuratorin des Hablik-Museums in Itzehoe, Janina Wilhelm, führt in sein Werk ein, Eva Bendová beleuchtet Habliks Prager Studienjahre, Hans-Jürgen Gartner würdigt sein Schaffen zwischen Expressionismus und strenger Form, und Wolfgang Sréter beschreibt, was Berliner Jugendliche aus diesen künstlerischen Architekturutopien gemacht haben. Die innovativen Ansätze tschechischer Fotografen der Frühen Moderne lassen sich in unserem zweiten Schwerpunkt sowohl in den Produkten Prager Fotoateliers als auch bei den Bildkünstlern Anton Josef Trčka (Antios) und Alexander Hackenschmied (Hammid) studieren. Zum 150. Geburtstag von Alexander Zemlinsky werfen wir einen Blick auf seine Prager Jahre als Dirigent am Neuen Deutschen Theater. Außerdem: Jozo Džambo findet die Münchner Wiesn in Prag, Brigitte Steinert sucht im Münchner Lyrik-Kabinett nach böhmisch-mährischen Spuren, Franziska Mayer liest Perutz’ Prag-Roman „Nachts unter der steinernen Brücke“ als Text über das Verschwinden, Václav Maidl berichtet von seinen Erfahrungen beim Übersetzen historiografischer Texte, und Gerd Holzheimer war in einer Bar in Portugal. Junge Übersetzer haben sich u.a. an der Kurzprosa von Jan Hanč versucht, Ondřej Cikán widmet dem tschechischen Surrealisten Vítězslav Nezval ein Langpoem, und Bernhard Setzwein erzählt uns eine Prager Weihnachtsgeschichte.
Editorial
Franz Adam: Expressionistische Utopien
Feuilleton
Arthur Schnabl: Acht Jahre und zwei Fotos
Porträt: Wenzel Hablik
Janina Willems: Architekturutopie und Gesamtkunstwerk
Eva Bendová: Wenzel Hablik in Prag
Wolfgang Sréter: Hauptsache, Fantasie ist dabei
Kunst und Kontext
Hansjürgen Gartner: Vielseitiger Architekt des Fantastischen. Der Künstler Wenzel Hablik (1881–1934)
Thema: Fotografie
Josef Moucha: Von Prag nach New York
Eduard Schreiber (Radonitzer): Augenblicke auf Papier
Ursula Haas: Die Hände des Egon Schiele
Thema: Zemlinsky in Prag
Pamela Tancsik: Eine verzögerte Musikerkarriere
Stephan Hörner: Auf dem Weg zur Reife
Geschichte im Spiegel
Jozo Džambo: Die Münchner Wiesn auf der Prager Halbinsel
Orte der Vermittlung
Brigitte Steinert: Der Dichtung gewidmet
Prosa
Bernhard Setzwein: Flugstunden für Engel
Matěj Hořava: Gedächtnis und Wind
Kristina Kallert: Kaleidoskop der Wahrnehmungen
Jan Hanč: Frühling
Jan Hanč: Wann werden Sie endlich heiraten?
Jan Hanč: Ein Samstag in den Seitenstraßen von Vinohrady
Jan Hanč: Nebel
Jan Hanč: Abreise
Wiedergelesen
Franziska Mayer: Wie alles verschwindet. Leo Perutz’ „Nachts unter der steinernen Brücke“ (1953)
Forum der Übersetzer
Václav Maidl: Wörter und Sachen. Zur Übersetzung der Stifter‑Biografie von Peter Becher
Wirtshäuser Europas
Gerd Holzheimer: Die Gasbar. Erinnerungen an einen erstaunlichen Ort, Moncarapacho, Portugal
Lyrik
Ondřej Cikán: Tote Sprache. „Zonengedicht“ zum 120. Geburtstag von Vítězslav Nezval
Würdigungen
Peter Becher: Abschied von einer zauberhaften Dame. Nachruf auf Lillian Schacherl (14.11.1929–14.5.2021)
Anna Knechtel: Reden gegen das Unverständnis. Nachruf auf Barbara von Wulffen (10.8.1936–20.6.2021)
Hansjürgen Gartner: Zeichner seiner Zeit. Nachruf auf Helmut Hellmessen (9.12.1924–25.7.2021)
Rückblick
Peter Becher: Kulturgeschichtliche Ereignisse 2021
Rezensionen
Autoren, Mitarbeiter, Bildnachweis
Auf unserem YouTube-Kanal ist nun das Gespräch mit dem Journalisten und Akteuren in den deutsch-tschechischen Beziehungen P. Brod, das mit ihm am 16.11. Kristina Larischová und Zuzana Jürgens führten.
Am 4. Oktober ist im Alter von 90 Jahren in Olmütz/Olomouc das Ehrenmitglied des Adalbert Stifter Vereins, der Germanist und Literaturhistoriker Ludvík Václavek, verstorben.
Geboren 1931 in Olmütz als Kind einer deutsch-tschechischen Familie wurde er als Germanist, Literaturhistoriker, erster Dekan der philosophischen Fakultät der Palacký-Universität Olmütz, langjähriger Leiter des Lehrstuhls für Germanistik, Mitglied wissenschaftlicher Institutionen, Erzieher mehrerer Generationen von Germanisten in Olmütz, Brünn und Prešov, und mit internationalen Preisen geehrt, zu einer bedeutsamen und geachteten Persönlichkeit, die mit vielen Auszeichnungen geehrt wurde.
Sein Leben lang widmete sich Ludvík Václavek vor allem der deutschen Literatur und gab auch den Anstoß zur Gründung der Arbeitsstelle für deutsch-mährische Literatur (Centrum pro výzkum moravské německé literatury). Hierdurch ergaben sich viele Berührungspunkte mit der Arbeit des Adalbert Stifter Vereins, dessen Mitarbeiter ihm viele Impulse verdanken.
Vor allem verlieren wir in ihm einen liebenswürdigen, verständnisvollen Freund.
Wir gedenken seiner. R.I.P.!
Die Publikation dokumentiert die gleichnamige Veranstaltungsreihe (3. November bis 8. Dezember 2020 in Berlin, Hamburg, Leipzig, München und Weimar) des Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa und weiterer Partner. Mit dabei auch Dora Kaprálová und Marek Toman, die am 3.11.2020 auf Einladung des Adalbert Stifter Vereins in der Münchner Stadtbibliothek über „Alles Geschichte?“ diskutiert haben.
Auch online zu lesen. LINK: https://www.bkge.de/Downloads/Projekte/Shared_Heritage_Broschuere_2021.pdf?m=1622557370&
Die deutsch-tschechische Interviewreihe des Kulturreferats für die böhmischen Länder mit Gesprächspartnern aus Kultur, Kunst, Politik etc. wird mit Folge 9, dieses Mal mit dem Bohemisten an der Universität Regensburg, Marek Nekula, und dem Germanisten an der Karls-Universität Prag, Manfred Weinberg, sowie mit den Initiatoren des Projektes „Samstage für Nachbarschaft“, dem Germanisten Jan Kvapil und dem Mettalbaumeister Stephan Messner fortgesetzt.
Die Schäden in Südmähren nach dem Unwetter sind immens, betroffen wurde auch der Geburtsort des Lyrikers Max Hayek (1882-1944) Birnbaum/Hrušky. Um den Opfern schnell zu helfen, wurden mehrere Konten für Spenden eingerichtet, unter anderem bei der Diözese Caritas Brünn (link auf: https://dchb.charita.cz/).
Der Adalbert Stifter Verein trauert um Barbara von Wulffen, die von 2002 bis 2005 Vorsitzende des Vereins war und deren feinfühliges, auf Ausgleich bedachtes Wirken hochgeschätzt wurde. Weit über den Verein hinaus hat sie sich als Wissenschaftlerin und Schriftstellerin einen Namen gemacht. Geboren 1936 in München, verbrachte sie ihre Kindheitsjahre auf Schloss Schweissing (Svojšín) bei Mies (Stříbro) in Böhmen, von wo sie nach Kriegsende vertrieben wurde. Ihre Erinnerungen Urnen voll Honig (1989) schildern das deutsch-tschechische Zusammenleben auf gleichermaßen abwägende wie nachdenkliche Weise. Den bayerisch-böhmischen Beziehungen blieb sie bis zuletzt verbunden. Ihren Angehörigen gilt unser tiefes Mitgefühl.
Peter Becher, Vorsitzender
Moderiert von Jaromír Typlt und begleitet von den suggestiven Klängen seiner Formation „Škrábanice“ („Kritzelei“, gemeinsam mit Michal Rataj), wurden im Prager Goethe-Institut die Otokar-Fischer-Preise verliehen. Gemeinsam mit den Laudatoren feierte ein kleines, aber feines Publikum die drei Preisträger. Die Veranstaltung ist auf deutsch oder tschechisch auf unserem Youtube-Kanal zu sehen.
Das neue Sudetenland-Heft erinnert an die langjährige Geschäftsführerin des Adalbert Stifter Vereins, Johanna von Herzogenberg: Verschiedene Beiträge von Weggefährten würdigen sie als Kunsthistorikerin, Kuratorin und Vermittlerin. Zahlreiche ihrer Ausstellungs- und Buchprojekte waren dem Heilgen Johannes von Nepomuk gewidmet, dessen historische Rolle und spätere Mythisierung in einem weiteren Schwerpunkt beleuchtet werden. Außerdem bringen wir die Beiträge von Dora Kaprálová und Marek Toman zu einer Veranstaltung über das Erbe Mitteleuropas in der tschechischen Literatur, Lyrik von Radek Fridrich und Zbyněk Fišer, Hansjürgen Gartner präsentiert den Maler Ernst Wild, Zuzana Jürgens unterhält sich mit Joachim Bruss über sein Leben zwischen Deutschland und Tschechien und Franz Adam entdeckt in Karel Ptáčníks Roman Jahrgang 21 die Geschichte tschechischer Zwangsarbeiter in NS-Deutschland.
Editorial
Peter Becher: Unsere Baronin
Feuilleton
Annelies Schwarz: Reisen ins böhmische Dorf
Porträt: Johanna von Herzogenberg
Raimund Paleczek: Lebenswallfahrt
Margarete von Buquoy: Gelungene Integration
Anna Knechtel: „Unser schönes böhmisches Land!“
Vladimír Kaiser: Erinnerung an Johanna
Johanna von Herzogenberg: Böhmische Erinnerungen
Georg Jerzy Galinski: „Pani Baronowa“
Sigrid Canz: Kaiser Karls Mantel
Jan Royt: „Svatý Nepomuk“
Thema: Johannes Nepomuk
Vít Vlnas: Deutungskämpfe um Johannes Nepomuk
Josef Svoboda: Versöhnendes Bindeglied
Martin Thiel und Kryštof Zeman: Finde deinen Nepomuk
Bernd Rill: Ein Heiliger kommt selten allein
Thema: Alles Geschichte?
Zuzana Jürgens: Geteiltes Erbe
Marek Toman: Warum ich kein Deutsch spreche
Dora Kaprálová: Mitteleuropa und seine Adresse
Lyrik
Zbyněk Fišer: Rebbes Briefe – Rebeho dopisy
Radek Fridrich: Krevkör
Orte der Vermittlung
Radek Flekal und Lenka Schindlerová: Olmützer Initiationen. Die Arbeitsstelle für deutschmährische Literatur
Im Gespräch
Ein Deutscher unter Tschechen. Zuzana Jürgens im Gespräch mit Joachim Bruss
Prosa
Christine Pitzke: Horní Planá, Mai 2017
Heinz Kobald: Der linke Schuh
Kunst und Kontext
Hansjürgen Gartner: Ernst Wild und seine Zeit
Geschichte im Spiegel
Ivan Meštrović: Zu Gast bei Masaryk
Wiedergelesen
Franz Adam: Generation im Elend. Karel Ptáčníks Roman „Jahrgang 21“
Forum der Übersetzer
Martina Lisa: Vom Schwimmen
Wirtshäuser Europas
Claudia Pollmann: Literatur trifft Geschichte
Würdigungen
Susanne Habel: Preisvergabe mit Hindernissen. Kulturpreise der Sudetendeutschen Landsmannschaft 2020
Rezensionen
Autoren, Mitarbeiter, Bildnachweis
Nun online komplett zweisprachig!
Hrsg. von Lucie Eiermann und Radka Denemarková
Das von der ehemaligen Leiterin des Prager Literaturhauses deutschsprachiger Autoren, Lucie Eiermann, und der tschechischen Schriftstellerin Radka Denemarková herausgegebene Buch beinhaltet viele Beiträge von Familienmitgliedern, Freunden, Bekannten und Weggefährten František Černýs. Das Buch, das auch Beiträge von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und dem ehemaligen tschechischen Außenminister Karel Schwarzenberg enthält, ist aus Anlass des 90. Geburtstags des bekannten Diplomaten entstanden.
Das Kulturreferat für die böhmischen Länder fungierte bei der Erstellung der Publikation als deutscher Partner und unterstützte das Werk mit einem Zuschuss. Die gedruckte Version enthält die Beiträge nur in der jeweiligen Muttersprache der Autoren (deutsch oder tschechisch).
Hier können Sie die Publikation komplett zweisprachig einsehen oder herunterladen.
Die gedruckte Publikation kann bei Lucie Eiermann unter cernohousova@gmail.com bestellt werden.
Eine tschechische und eine deutsche Lyrikerin, Anna Brikciusová und Slata Roschal, sind die ersten Stifter-Stipendiatinnen, die für einen bayerisch-tschechischen Stipendiumsaufenthalt in Oberplan/Horní Planá ausgewählt worden sind. Das Stipendium umfasst den einmonatigen Residenzaufenthalt (15.9. - 15.10.2021) im Geburtsort Adalbert Stifters in Südböhmen (Oberplan/Horní Planá) und ist mit 1.000 Euro dotiert.
Das Ziel des Stifter-Stipendiums in Oberplan/Horní Planá ist es, den ausgewählten Autorinnen einen Raum für konzentrierte und kreative Arbeit zur Verfügung zu stellen und zwar im Böhmerwald, im Geburtsort Adalbert Stifters, wo die deutsche und tschechische Kultur einander jahrhundertelang durchwirkt haben.
Das Stifter-Stipendium wurde vom Adalbert Stifter Verein in Kooperation mit der Mährischen Landesbibliothek, Sektion Tschechisches Literaturzentrum und der Zweigstelle des Regionalmuseums Český Krumlov/Krumau ausgeschrieben. Der Residenzaufenthalt wird von der Bayerischen Staatskanzlei gefördert.
Die Stipendiatinnen Anna Brikciusová, in Prag geboren, ist Lyrikerin, Prosaikerin und Violoncellistin. Ihre Gedichte erschienen sowohl in Zeitschriften als auch in einzelnen Sammlungen, wie zum Beispiel Kolibří úsměv (Das Lächeln eines Kolibris, 2017) und Do bouře (In den Sturm, 2020). Sie war für den Dresdner Lyrikpreis nominiert. 2018 erhielt sie ein Residenzstipendium des Visegrad Literary Residency Program. Violoncello spielt sie bereits seit früher Jugend. Sie absolvierte das Prager Konservatorium. Neben zahlreicher Einzelauftritte gibt sie auch gemeinsam mit ihrem Bruder František Brikcius im Duo Brikcius Konzerte.
Das Projekt, an dem sie in Horní Planá/Oberplan arbeiten möchte, beschreibt Anna Brikciusová so: "In der höchst gelegenen Stadt in Südböhmen - Horní Planá plane ich die Gedichtsammlung "Granát ve váze" (Granat in der Vase) zu schreiben. Wolken in allen Formen, Gestalten und Farben bilden das Leitmotiv der Sammlung, wie auch das Loslassen der durch die Covid-19 Pandemie belasteten Realität."
Slata Roschal, 1992 in St. Petersburg geboren, studierte Slawistik, Germanistik und Vergleichende Literaturwissenschaft an der Universität Greifswald. Im Jahr 2017 gab sie zusammen mit Matthias Friedrich zwei Anthologien der zeitgenössischen Literatur aus dem Ostseeraum heraus. Ihre Texte wurden in zahlreichen Zeitschriften veröffentlicht. 2018 erhielt sie den Literaturpreis Mecklenburg-Vorpommern und 2020 das Arbeitsstipendium des Freistaates Bayern für Schriftstellerinnen und Schriftsteller. Ihre erste Gedichtsammlung Wir verzichten auf das gelobte Land erschien im Jahr 2019. Demnächst erscheint im hochroth Verlag München ihr zweites Buch Wir tauschen Ansichten und Ängste wie weiche warme Tiere aus.
In ihren literarischen Texten beschäftigt sich die Autorin mit dem Reisen, das für sie eine einzigartige Möglichkeit darstellt, nicht nur andere Orte, sondern auch sich selbst kennenzulernen. Sie spricht auch die Themen Panik, Flucht und Auswanderung an, und widmet sich dem Topos des "gelobten Landes".
Die Jury Die Auswahl der Stipendiatinnen erfolgte auf tschechischer Seite durch die Mobilitätskommission des Tschechischen Literaturzentrums.
Die Jury für die bayerische Seite bestand aus Thomas Betz (Münchner Feuilleton), Verena Nolte (Kulturallmende, München), Holger Pils (Lyrik Kabinett, München) und Zuzana Jürgens (Adalbert Stifter Verein).
Sprachenstreit in der Musik: Jozo Džambo rekonstruiert einen Konzertskandal um Beethovens Neunte in Prag. Kulturelle Grenzen sind aber auch in den böhmischen Ländern nicht immer identisch mit Sprachgrenzen: Sie verlaufen zwischen Regionen und gesellschaftlichen Schichten, wie Jan Budňák am Beispiel von Brünn zeigt, oder zwischen den Geschlechtern, etwa in der Rezeption von Texten der böhmischen Schriftstellerin Ossip Schubin (Alexandra Millner). Einen Kulturtransfer besonderer Art untersucht Ladislav Futtera mit der Rübezahl-Figur im deutschen und tschechischen Kontext. Wie der tschechische Rundfunk in der jüngsten Gegenwart Erstaunliches bei der Vermittlung deutschsprachiger mährischer Literatur leistet, beschreiben Lukáš Motyčka und Veronika Opletalová. Ralf Höller entdeckt schließlich in Wolfgang Schmidt einen verspäteten sudetendeutschen Autor wieder – in Kanada. Der Jahresbericht 2020, Rezensionen und eine Zeitschriftenschau ergänzen die wissenschaftlichen Beiträge.
Inhalt
Zuzana Jürgens und Franziska Mayer: Was für ein Jahr!
Wissenschaftliche Beiträge und Essays
Ladislav Futtera: „Rübezahl! Rübezahl! Wenn’s dich gibt, dann zeig dich mal!“ Die Rübezahl-Figur in deutschen und tschechischen Kontexten des 19. und 20. Jahrhunderts
Alexandra Millner: Ossip Schubin. Genderspezifische Phänomene der Rezeption
Jan Budňák: Brünner Texte, Brünner Text nach 1890. Naturalismusdiskurse um Josef Merhaut und Philipp Langmann
Jozo Džambo: Die 9. Symphonie in der Prager Disharmonie
Ralf Höller: Wolfgang Schmidt, ein deutscher Schriftsteller aus Krumau/Český Krumlov
Lukáš Motyčka und Veronika Opletalová: Popularisierung der deutschmährischen Literatur im Tschechischen Rundfunk
Rezensionen
Thomas Krzenck – Jiří Kuthan, Jakub Šenovský (Hrsg.): Římský a český král Václav IV. a počátky husitské revoluce [Der römische und böhmische König Wenzel IV. und die Anfänge der hussitischen Revolution]
Thomas Krzenck – Franz Machilek: Jan Hus (um 1372–1415). Prediger, Theologe, Reformator
Franz Adam – Kurt F. Strasser: Bernard Bolzano (1781–1848). Ein böhmischer Aufklärer
Peter Becher – Wolfgang Matz: Adalbert Stifter oder Diese fürchterliche Wendung der Dinge. Biographie
Jozo Džambo – Riccardo Concetti: Robert Michel. Ein österreichischer Dichter-Offizier zwischen Halbmond und Doppeladler
Thomas Krzenck – Beppo Beyerl, Thomas Kohlwein (Hrsg.): Europa erlesen. Brno/Brünn
Zeitschriftenschau
Aussiger Beiträge. Germanische Schriftenreihe aus Forschung und Lehre
Bohemia. Zeitschrift für Geschichte und Kultur der böhmischen Länder. A Journal of History and Civilisation in East Central Europe
Brücken. Zeitschrift für Sprach-, Literatur- und Kulturwissenschaft
Germanoslavica. Zeitschrift für germano-slawische Studien
Jahrbuch. Adalbert-Stifter-Institut des Landes Oberösterreich
Studia Germanistica. Acta Facultatis Philosophicae Universitatis Ostraviensis
Jahresbericht 2020
Autoren und Mitarbeiter
Online-Angebote aus der Eigen-Produktion des Adalbert Stifter Vereins sind ab sofort unter der Rubrik Mediathek zu finden, die auf den Youtube-Kanal des Adalbert Stifter Vereins führt.
Hier können Videos unter mehreren Rubriken ausgewählt werden: Literatur und Wissen, Musik, Böhmerwaldseminar und Literatur im Café.
Außerdem sind unter dem Punkt Gelesen Schauspielerinnen und Schauspieler zu hören und zu sehen, die selbstgewählte Texte ihrer Lieblingsschriftsteller aus Böhmen und Mähren lesen.
Zwei Vorträge online auf dem YouTube-Kanal des Deutschen Kulturforums östliches Europa
5. Zernack-Colloquium zum Jahresthema des Kulturforums »Mittendrin und anders. Minderheiten im östlichen Europa«
Nach der Gründung der Ersten Tschechoslowakischen Republik 1918 wurde die deutschsprachige Bevölkerung der zuvor zum Habsburgerreich gehörenden böhmischen Länder zur größten nationalen Minderheit. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Deutschen entrechtet und vertrieben, die Verbliebenen konnten ihre Sprache und Kultur zunächst gar nicht, später nur schrittweise und unter deutlichen Einschränkungen wieder pflegen. Die ebenfalls seit Jahrhunderten im Land lebenden Roma wurden wie zuvor von den Habsburger Herrschern auch von der tschechoslowakischen Regierung zur Assimilation gezwungen. Nach der Annexion der Sudetengebiete und der Besetzung der innertschechischen Regionen durch das nationalsozialistische Deutschland wurden Roma systematisch verfolgt, interniert und ermordet. In kommunistischer Zeit wurden viele Roma aus der Ostslowakei im Rahmen der staatlichen Politik der »Zerstreuung« zwangsweise in die von den vertriebenen Deutschen verlassenen Grenzregionen umgesiedelt. In zwei Vorträgen und einem anschließenden Gespräch soll verglichen werden, wie die nach dem Ersten Weltkrieg ausgearbeiteten Minderheitenschutzverträge gegenüber den beiden Gruppen umgesetzt wurden, welche Unterschiede, Gemeinsamkeiten, Parallelen und Wechselwirkungen sich in der anschließenden historischen Entwicklung zeigen und wie sich ihre aktuelle Situation in der Tschechischen Republik darstellt.
Referenten
Veronika Patočková stammt aus Tschechien und wirkt als Soziologin und Übersetzerin in Berlin. Sie verwirklicht als Vorstandsmitglied von RomaTrial e.V. Kultur- und Bildungsprojekte gegen Antiziganismus. Außerdem ist sie im Bereich der Recherche und wissenschaftlichen Mitarbeit für die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas tätig, wo sie das Projekt »Beobachtungsstelle Antiziganismus in Europa« koordiniert.
Dr. Wolfgang Schwarz ist Historiker und Politikwissenschaftler und arbeitet als Kulturreferent für die böhmischen Länder im Adalbert Stifter Verein in München. Er konzipiert und organisiert Kulturprojekte in Tschechien und Deutschland, darunter Bildungsreisen, Tagungen, Ausstellungen und Publikationen. Er ist Mitglied des Deutsch-Tschechischen Gesprächsforums, dessen Zusammensetzung von den Außenministerien beider Länder bestimmt wird.
Moderation: Tanja Krombach, Deutsches Kulturforum östliches Europa
Foto: Václav Havel mit Roma-Aktivist Emil Ščuka 1989 (Quelle: Romea.cz) und Titelseite des Prager Tagblatts zum Begräbnis von Staatspräsident Tomáš Garrigue Masaryk 1937
Veranstalter: Deutsches Kulturforum östliches Europa in Kooperation mit dem Zentrum für Historische Forschung Berlin (CBH) der Polnischen Akademie der Wissenschaften
Eine Folge von „Literatur im Café“ als Video: „Waldgeheimnisse“ mit Gustav Leutelt und Rosa Tahedl.
Weitere Angebote auf unserem YouTube-Kanal
Aufgrund der wiederholten Verlängerungen der Maßnahmen gegen die Ansteckung mit dem Corona-Virus wird bis auf weiteres kein gedrucktes Programmheft herausgegeben.
Wollen Sie über die (digitalen) Veranstaltungstermine des Adalbert Stifter Vereins informiert werden, können Sie diese unserem Newsletter entnehmen, den wir regelmäßig zu Anfang des Monats versenden. Sie erhalten den Newsletter an Ihre E-mail-Adresse, nachdem Sie sich auf unserer Website unter Newsletter dafür angemeldet haben.
Bitte beachten Sie auch die aktuellen Informationen zu einzelnen Veranstaltungen auf unserer Website.
Wir freuen uns, dass wir in unserem Team seit Anfang Februar eine neue Kollegin begrüßen dürfen. Die Sprachwissenschaftlerin Anna Paap unterstützt Dr. Wolfgang Schwarz im Kulturreferat für die böhmischen Länder bei Kulturveranstaltungen und insbesondere im Bereich der Jugendarbeit.
Anna Paap, geboren 1990 in Prag, studierte Bohemistik, Übersetzen-Dolmetschen und Sprachwissenschaft in Prag, Paris und Berlin. Sie arbeitet seitdem als freie Übersetzerin, Sprachlehrerin und Beraterin zur Mehrsprachigkeit. Mehrere Jahre engagierte sie sich intensiv in den deutsch-tschechischen Beziehungen und als Sprecherin des Deutsch-tschechischen Jugendforums war sie 2011-2012 Mitglied im Beirat des Deutsch-Tschechischen Gesprächsforums. Seit Februar 2021 ist sie Kulturreferentin für die böhmischen Länder im Adalbert Stifter Verein.