Der Film Landschaft im Schatten (Krajina ve stínu, CZ 2020) handelt von einem Dorf in Südböhmen nahe der österreichischen Grenze in den 1930er Jahren. Deutsche, tschechische und jüdische Bewohnerinnen und Bewohner leben friedlich zusammen. Doch nach dem Anschluss Österreichs durch Hitler geht ein Riss durch den Ort: Ein Teil strebt die Angliederung an das Deutsche Reich an, der andere will tschechisch bleiben. Auch das deutsch-tschechische Ehepaar Marie und Karel muss sich nun für eine Nationalität entscheiden: Marie wählt die tschechische, Karel die deutsche. Jüdischen Familien droht die Vernichtung durch den Holocaust, tschechischen Widerständlern die Verfolgung der Gestapo. Als sich die Verhältnisse 1945 umkehren, richtet sich die Rachsucht gegen die deutschen Dorfbewohner …
Bohdan Slámas Film, der auf wahren Ereignissen beruht, besticht durch die Vielschichtigkeit der Charaktere, die sich zwischen Hilfsbereitschaft, Opportunismus, Pragmatismus und Fanatismus bewegen. In eindringlichen Schwarz-Weiß-Bildern erzählt der Regisseur, welche fatalen Folgen ein entfesselter Nationalismus nach sich zieht. Ausgezeichnet wurde der Film mit sechs Tschechischen Löwen, dem Dialogpreis für die Verständigung zwischen den Kulturen auf dem FilmFestival Cottbus 2020 und als bester Film des Jahres 2020 mit dem Preis der tschechischen Filmkritik.
Bohdan Sláma, geb. 1967, ist ein mehrfach ausgezeichneter tschechischer Regisseur und Drehbuchautor. Er studierte Regie an der Film- und Fernsehfakultät der Akademie der musischen Künste (FAMU) in Prag. Große Beachtung fand sein Spielfilm-Debüt Divoké včely (Wilde Bienen, 2001), das u. a. den Hauptpreis auf dem Internationalen Filmfestival in Rotterdam gewann.
Eintritt: 8/7 Euro
Eine Veranstaltung der Perspektive Osteuropa an der Universität Passau in Kooperation mit dem Kulturreferat für die böhmischen Länder und Luminarfilm
Im Roman Lob des Opportunismus (Wieser Verlag 2021, aus dem Tschechischen von Raija Hauck) trifft ein außergewöhnlicher Erzähler auf ein spannendes Stück mitteleuropäischer Geschichte. Dieser Erzähler bildet sich sehr viel ein auf seine Größe, seine Urteilsfähigkeit und seine Allwissenheit, er wirkt dabei aber häufig borniert und manchmal lächerlich: ein Palast als Erzähler?
Von der angesehenen Adelsfamilie Czernin in Prag erbaut, hat er in seiner langen Geschichte viele Funktionen erfüllen müssen: Residenz, Kaserne, Armenhaus, Sitz des Reichsprotektors und Außenministerium eines neuen Staates. So bewahrt er in seinen Wänden viele Geheimnisse, denen er seine eigene Interpretation gibt.
Moderation: Zuzana Jürgens (Adalbert Stifter Verein)
Lesung: Thomas Birnstiel
Eintritt frei
Am 8. Mai dreht sich das Münchner Riesenrad im Werksviertel Mitte am Ostbahnhof als „Europa*Rad“ für Frieden und europäische Werte. In den Gondeln des Riesenrads und auf dem Platz vor dem Europarad finden interaktive Workshops, Diskussionen und vielfältige Mitmachaktionen rund um Europa statt.
Insgesamt beteiligen sich über 40 verschiedene zivilgesellschaftliche, städtische und staatliche Einrichtungen, Organisationen und Vereine. Auch das Kulturreferat für die böhmischen Länder im Adalbert Stifter Verein wird mit dabei sein und bietet in einer Gondel einen interaktiven Workshop zum Thema „Deutschland und Tschechien gemeinsam in Europa“ an.
Die Fahrt mit dem Riesenrad sowie die Teilnahme an der gesamten Veranstaltung ist kostenlos, es besteht die Möglichkeit für die Ukraine-Hilfe zu spenden.
Moderation: Anna Paap
Eintritt frei
Eine Veranstaltung in Kooperation mit der Landeshauptstadt München
Seit dem 13. Jahrhundert leben Deutsche in den böhmischen Ländern, der heutigen Tschechischen Republik. Sie besiedelten vor allem die Grenzregionen, wohnten aber auch in zentralen Städten mit einer mehrheitlich tschechischen Bevölkerung. Ihre Muttersprache war Deutsch, doch was waren weitere identitätsstiftende Merkmale? Wann spricht man von Deutschböhmen und Deutschmährern, also den deutschsprachigen Bewohnern der historischen Teile der böhmischen Länder, und wann von Sudetendeutschen, ein Begriff, der auf die Bezeichnung der Grenzgebiete zurückgeht? Wie hat sich die Situation der Deutschen in und aus Tschechien nach der Vertreibung 1945–1946 geändert und wie versteht sich die deutsche Minderheit in Tschechien heute?
Eine Podiumsdiskussion mit René Küpper (Collegium Carolinum), Irena Novák (Kulturverband der Bürger deutscher Nationalität in der Tschechischen Republik) und Raimund Paleczek (Sudetendeutsches Institut).
Moderation: Zuzana Jürgens (Adalbert Stifter Verein)
Eintritt frei
Veranstalter: Adalbert Stifter Verein, Münchner Volkshochschule, Institut für deutsche Kultur und Geschichte Südosteuropas und Collegium Carolinum
Ein Konzert der anderen Art führt in die musikalische Welt Böhmens und deren Bereicherung durch Volksmusik, Tanz und Märchenwelten. Zu Gast sind das Klavierduo Jost Costa und der Musikwissenschaftler Joachim Kremer in einem Gesprächs-Konzertabend. Mit Werken für Klavier zu vier Händen von Johannes Brahms, Antonín Dvořák und Franz Schubert sowie berühmten Orchesterwerken in der Bearbeitung für zwei Pianisten wie der Moldau von Bedřich Smetana spüren sie den Vorstellungswelten des 19. Jahrhunderts nach.
Das Duo Jost Costa besteht aus der Pianistin Yseult Jost und dem Pianisten Domingos Costa und existiert seit 2006. Neben weltweiten Auftritten wirkten beide Künstler u. a. als Dozenten an der Universität Hamburg oder der Musikhochschule Venedig und produzierten Aufnahmen für den Südwestrundfunk, den Westdeutschen Rundfunk oder die Deutsche Welle. Ihre Veranstaltungen lassen Musik und Tanz, Musik und Dichtung oder Musik und Malerei aufeinandertreffen.
Prof. Dr. Joachim Kremer ist Institutsleiter für Musikwissenschaft, Musikpädagogik und Ästhetik an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart. Seine Forschungsschwerpunkte sind die Musik und Musikgeschichte des 15. bis 20. Jahrhunderts sowie französische Musik zwischen 1870 und 1920.
Das Konzert ist eine Benefiz-Veranstaltung für die Kriegsopfer in der Ukraine. Der Spendenerlös kommt der Organisation Ärzte ohne Grenzen e.V. zu Gute.
Eine Veranstaltung des Kulturreferats für die böhmischen Länder in Kooperation mit dem Sudetendeutschen Musikinstitut Regensburg
Im Rahmen eines Forschungsverbunds aus Einrichtungen an den Universitäten Regensburg, Passau, Prag und Aussig sowie dem Kulturreferat für die böhmischen Länder im Adalbert Stifter Verein ging im Oktober 2019 eine Exkursion mit Studierenden den Spuren der ehemaligen deutschsprachigen Bevölkerung im Böhmerwald nach. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen wählten jeweils eine der dabei entstandenen Fotografien aus und verfassten dazu einen Text. Die zweisprachig deutsch-tschechische, auch in digitaler Form existierende Ausstellung zeigt alte Friedhöfe, Kirchen, Reste verschwundener Orte und neu gegründete Museen und entführt behutsam in eine vergangene Welt.
Moderation: Jan Kvapil
Ausstellungsdauer: 17. März bis 27. April 2022
Öffnungszeiten: Mo bis Fr 9–16 Uhr, Sa 10–11.30 Uhr, So 14–16 Uhr
Eintritt frei
Eine Veranstaltung des Instituts für Germanistik an der Universität Ústí nad Labem in Kooperation mit dem Kulturreferat für die böhmischen Länder
Als Adelige aus Böhmen und Mähren nach 1945 Brücken über politische, nationale und gesellschaftliche Grenzen hinweg schlugen, war ihr Wirken von Kultur, Menschlichkeit und christlichem Glauben geprägt. Dank ihrer familiären Verbindungen sowie der Zugehörigkeit zu europäischen und christlichen Netzwerken und geleitet von einem ererbten Verantwortungsgefühl trugen auch sie schließlich zur politischen Wende im Jahr 1989 bei.
Im Laufe des 20. Jahrhunderts verlor der Adel in den böhmischen Ländern nach und nach seine zentrale Rolle in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Adelige, die als Deutsche galten, enteignet und vertrieben. Von denjenigen, die sich als Tschechen betrachteten, flohen viele nach dem kommunistischen Umsturz 1948 aus dem Land.
Wie ihre Landsleute mussten sie im Exil aus dem Nichts neue Existenzen aufbauen. Trotzdem halfen auch sie materiell und finanziell, auf offiziellen und heimlichen Wegen, gründeten Hilfswerke und informierten in den Medien über das Geschehen diesseits und jenseits der Grenzen. Sie hielten das Bewusstsein für die gemeinsamen kulturellen Wurzeln wach, obwohl ihr engagierter Einsatz oft abseits der öffentlichen Aufmerksamkeit stattfand.
In Erinnerung an die langjährige Geschäftsführerin des Adalbert Stifter Vereins Johanna von Herzogenberg, die 2021 ihren 100. Geburtstag gefeiert hätte, möchten wir die Wahrnehmung für diesen Abschnitt unserer gemeinsamen Vergangenheit schärfen. Er bildet einen bedeutenden Mosaikstein der mitteleuropäischen Geschichte im 20. Jahrhundert.
Im Rahmen der Ausstellungsvorbereitung wurden auch Zeitzeugeninterviews aufgenommen. Aus diesen Interviews entstand der Film Adel im Exil, der an diesem Abend seine Premiere feiert.
Grußworte: Peter Becher (Adalbert Stifter Verein), Zdeněk Hazdra (Ústav pro studium totalitních režimů)
Festrede: Jaroslav Lobkowicz (Unternehmer, Politiker und Oberhaupt des Hauses Lobkowicz)
Adel im Exil, D/CZ 2022. Drehbuch Jan Blažek (Post Bellum), 30 Min.
Anmeldung erforderlich unter eveeno.com/kulturelle-bruecken
Eine Veranstaltung in Kooperation mit dem Institut zur Erforschung totalitärer Regime [Ústav pro studium totalitních režimů], Prag
Youtube-Premiere
Der Theaterregisseur und Drehbuchautor Jiří Havelka, geboren 1980 in Iglau/Jihlava, engagierte sich in mehreren Projekten für die Aufarbeitung der Nachkriegsgewalt an Sudetendeutschen. Sein Theaterstück Dechovka [Blasmusik], in dem es um das Massaker an Deutschen im mährischen Dobrenz/Dobronín kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs geht, zeigte er 2016 mit seiner Prager Theatergruppe VOSTO5 auch im Sudetendeutschen Haus in München. Seine Online-Vorstellung Očitý svědek (Augenzeug) am Prager Nationaltheater hat die Ermordung von deutschen Zivilisten im Juni 1945 an der Schwedenschanze bei Prerau/Přerov zum Thema. Und das Theaterstück Vlastnici (Eigentümer) über eine Eigentümerversammlung, das Havelka 2020 als Filmfassung bearbeitete, wurde zu einem der erfolgreichsten tschechischen Filme der letzten Jahre.
Moderation: Wolfgang Schwarz
Hier geht es zu der Online-Veranstaltung
Ein Video des Kulturreferats für die böhmischen Länder in Kooperation mit dem Tschechischen Zentrum München
Die Autorin, Schauspielerin und Filmregisseurin Rena Dumont, geboren und aufgewachsen in Prossnitz (Prostějov), lebt seit ihrer Flucht aus der Tschechoslowakei 1986 in Deutschland. Als Schauspielerin hatte sie u. a. Auftritte bei den Münchner Kammerspielen und wirkte auch in zahlreichen TV-Produktionen mit. Als Filmregisseurin realisierte sie 2017 den Kurzfilm Hans im Pech über die Reise eines westdeutschen Fabrikangestellten in die kommunistische Tschechoslowakei zur Beerdigung seiner Großmutter.
2013 erschien ihr erster Roman Paradiessucher. In ihrem neuen Roman Die Mühle, den sie dem Publikum erstmals vorstellt, erzählt Rena Dumont inspiriert von wahren Ereignissen von einer isolierten Müllerfamilie in Südböhmen im Widerstand gegen zwei aufeinanderfolgende totalitäre Systeme.
Das Kulturreferat für die böhmischen Länder arbeitete auch bei zwei Fotoausstellungen mit Rena Dumont zusammen, zuletzt Fasching in Böhmen. Fotografien von František Zemen.
Moderation: Jörg Becken (Klak Verlag)
Anmeldung per E-Mail an ccmunich@czech.cz
Eintritt frei
Eine Veranstaltung des Tschechischen Zentrums in Kooperation mit dem Kulturreferat für die böhmischen Länder
Youtube-Premiere
Wie wurde aus dem Namen Freiwaldau/Frývaldov schließlich Jeseník? Dieser und ähnlichen Fragen geht die Sprachwissenschaftlerin Tereza Klemensová in ihrem Vortrag nach, der sich mit der Entwicklung der Ortsnamen im tschechischen Grenzgebiet vor und insbesondere nach 1945 befasst. Die Namen spiegeln die über Jahrhunderte bestehende deutsch-tschechische Zweisprachigkeit wider. Als Beispiel dient Material aus dem Bezirk Jeseník in Mährisch-Schlesien. Für diese Region gilt – wie auch für andere Regionen der ehemaligen Sudetengebiete –, dass die Ortsnamen oft deutschen Ursprungs waren. Mit der Zeit wurden sie mehr oder weniger stark slawisiert und verloren ihren deutschen Klang.
Die Ortsnamen werden hier nicht nur als sprachliche und historische Gegenstände erörtert, sondern auch als aktuelles Diskussionsthema. Denn für die heutigen Bewohner dieser Gegenden sind sie das Gedächtnis der Orte, ein Nachweis regionaler Identität oder gar Marketinginstrument.
Moderation: Anna Paap
Der Youtube-Link: https://youtu.be/YFHD6FYvqpg
Ein Video des Kulturreferats für die böhmischen Länder
Die Geschichte Mitteleuropas mit der Vielfalt der Völker, Sprachen und historischen Räume hat in der Kunst einzigartige Geschichten und literarische Figuren und in der Politik innovative Ideen hervorgebracht. Gerade der habsburgische Föderalismus ist für das geeinte Europa heute anschlussfähig, das zeigt Jana Osterkamp in ihrem Buch Vielfalt ordnen. Das föderale Europa der Habsburgermonarchie (Vormärz bis 1918) (Vandenhoeck & Ruprecht 2020).
In der Belletristik heute ist „Habsburg“ eher ein verschwundenes Land. Jaroslav Rudiš hat es mit seinem Roman Winterbergs letzte Reise (Luchterhand 2019) von Berlin nach Sarajevo über Reichenberg, Prag, Wien und Budapest wieder zum Leben erweckt.
In dieser Veranstaltung kommen die beiden Autoren ins Gespräch über Mitteleuropa.
Moderation: Niels Beintker (BR)
Eintritt frei
Eine Veranstaltung des Adalbert Stifter Vereins und des Collegium Carolinum.
Peking ist der Sehnsuchtsort vieler Europäerinnen und Europäer, die nach China kommen, um sich zu finden, ihr Leben in neue Bahnen zu lenken oder einfach viel Geld zu verdienen. Doch den Möglichkeiten zur eigenen Entfaltung sind in dem kommunistischen Land starre Grenzen gesetzt, und die Begegnung mit chinesischen Dissidenten stellt ihre Wertvorstellungen auf die Probe. Eine tschechische Schriftstellerin, die sich voller Überzeugung für demokratische Werte einsetzt, wird zum moralischen Leitstern für eine chinesische Studentin. Die gemeinsame Lektüre philosophischer Texte unter anderem von Václav Havel animiert die junge Frau schließlich zum Widerstand. Fast unauffällig taucht vor dem Hintergrund der Schicksale der Romanfiguren die Frage nach dem Wert der Menschenrechte und westlicher Werte auf. Wie viel davon kann aufgegeben werden – in Konfrontation mit Geld, Macht und Erpressung –, bis man sich selbst (oder auch die eigene Familie) verliert und aufgibt? Wie viel ist ein Leben ohne Freiheit wert?
Moderation: Zuzana Jürgens
Radka Denemarkovás aktueller Roman Stunden aus Blei (Hodiny z olova, 2019) ist 2022 bei Hoffmann und Campe Verlag erschienen, aus dem Tschechischen übersetzt von Eva Profousová. Er war in Tschechien Buch des Jahres 2019. Es ist der große Roman über das China von heute – das die Autorin selbst nicht mehr betreten darf.
Eintritt: 15 / 10 €; Stream-Tickets: ab 5 €
Tickets bei reservix [Link: https://literaturhaus-muenchen.reservix.de/p/reservix/event/1844430] oder unter 018 06/70 07 33
Eine Veranstaltung des Adalbert Stifter Vereins, der Stiftung Literaturhaus und des Tschechischen Zentrums München
Premiere der rekonstruierten Fassung zum 125. Geburtstag des Drehbuchautors Franz Schulz aus Prag mit einer Einführung seiner Biografin G.G. von Bülow
„Ich bin ja heut' so glücklich“ – der Titel des Liedes von Paul Abraham charakterisiert die ansteckende Fröhlichkeit des Films. Die Geschichte der selbstbewussten jungen Frau, die in die Stadt kommt, um nicht nur einen Job als Stenotypistin zu finden, sondern sich einen reichen Mann zu angeln, könnte kaum simpler sein. Doch das Zusammenspiel von einfallsreicher Regie, eingängiger Musik und ausgelassener Spielfreude der Darsteller machte aus dem mit bescheidenen Mitteln gedrehten dritten Tonfilm von Wilhelm Thiele einen Hit, der überall in Europa und auch in Amerika erfolgreich war. Es war der Durchbruch und größte Erfolg für die junge Schauspielerin Renate Müller, die bereits sechs Jahre später im Alter von 31 Jahren verstarb. Aber nicht minder wichtig für den Erfolg des Films war die Verkörperung des skurrilen Bankdieners durch den unwiderstehlichen Felix Bressart, der nach seiner Emigration in Hollywood in Filmen Ernst Lubitschs brillierte.
Nach dem tragischen Tod von Renate Müller, die sich mit den nationalsozialistischen Machthabern nicht arrangieren wollte und von der Gestapo beschattet wurde, sind offenbar alle Kopien des Films Die Privatsekretärin aus dem Verkehr gezogen und das Negativ vernichtet worden. Erst in den 1990er Jahren konnte das Bundesarchiv drei Rollen einer seinerzeit englisch untertitelten Kopie des deutschen Originals sichern. 2017 fanden sich in der Library of Congress zwei 16mm-Kopien des Films, die es zusammen mit dem anderen Material erlaubten, den vollständigen Film digital zu rekonstruieren.
Die Privatsekretärin. Deutschland 1931. 84 Minuten. Regie: Wilhelm Thiele, Drehbuch: Franz Schulz
Format: 35mm, 1:1,19, s/w, Tobis-Klangfilm. Rekonstruktion: Filmmuseum München 2019/2022
Eine Veranstaltung des Filmmuseums München in Kooperation mit dem Adalbert Stifter Verein und dem Deutschen Kulturforum östliches Europa.
Im Rahmen eines Forschungsverbunds aus Einrichtungen an den Universitäten Regensburg, Passau, Prag und Aussig/Ústí nad Labem sowie dem Kulturreferat für die böhmischen Länder im Adalbert Stifter Verein ging im Oktober 2019 eine Exkursion mit Studierenden den Spuren der ehemaligen deutschsprachigen Bevölkerung im Böhmerwald nach. Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen wählten jeweils eine der dabei entstandenen Fotografien aus und verfassten dazu einen Text. Die zweisprachig deutsch-tschechische, auch in digitaler Form existierende Ausstellung zeigt alte Friedhöfe, Kirchen, Reste verschwundener Orte und neu gegründete Museen und entführt behutsam in eine vergangene Welt.
Eine Vernissage findet nicht statt. Am 27. April wird es um 15 Uhr eine Finissage mit dem Kurator der Ausstellung, Wolfgang Schwarz, geben.
Ausstellungsdauer: 17. März bis 27. April 2022
Öffnungszeiten: Mo bis Fr 9–16 Uhr, Sa 10–11.30 Uhr, So 14–16 Uhr
Eintritt frei
Eine Ausstellung des Kulturreferats für die böhmischen Länder in Kooperation mit dem Institut für Germanistik an der Universität Ústí nad Labem
Gudrun Heißig (geb. 1942 in Gablonz an der Neiße/Jablonec nad Nisou) hat sich als Übersetzerin und Dolmetscherin für Tschechisch einen Namen gemacht. Seit Jahren begleitet sie tschechische Politikerinnen und Politiker und andere Persönlichkeiten aus Tschechien bei ihren Terminen in Bayern, auch bei öffentlichen Auftritten. Ebenfalls bayerische Ministerinnen und Minister als auch Ministerpräsidenten wurden von nahmen sie als Dolmetscherin in Anspruch. Für prominente deutsch-tschechische Dialogforen dolmetschte sie Persönlichkeiten wie Volkmar Gabert, Franz Olbert, Bohumil Doležal, Petr Uhl und Petr Pithart. Gleichzeitig engagiert sie sich im Bereich der sudetendeutsch-tschechischen Verständigung.
Im Zuge der Familienzusammenführung kam sie mit ihrer Familie erst 1964 nach Deutschland. In München studierte sie ab 1966 Slawistik, Osteuropäische Geschichte und Ethnographie und war danach als Dolmetscherin und Übersetzerin tätig. Zudem arbeitete sie in der Prüfungskommission für Dolmetscher und Übersetzer.
Zuzana Jürgens (Adalbert Stifter Verein) spricht mit Gudrun Heißig über ihre Zeit in der Tschechoslowakei und in München und über ihre Arbeit als Dolmetscherin und Übersetzerin.
Eintritt frei
Wer hat Lust auf eine einzigartige Faschingsmaske? Farbenfrohes Papier, Bommeln, Federn und vieles mehr stehen bereit, um mit Kulturreferentin Anička Paap und Museumspädagogin Nadja Schwarzenegger eigene Faschingsmasken zu gestalten.
Im Anschluss an das Maskengestalten sind die jungen Teilnehmer von fünf bis zehn Jahren für einen kleinen „Faschingsumzug“ in die Dauerausstellung des Sudetendeutschen Museum bestens vorbereitet. Im Museum erfahren sie, was es mit dem Faschingsfest überhaupt auf sich hat und auf welche Feste im Jahr sie sich noch freuen dürfen.
Über die neue Sonderausstellung „Fasching auf Böhmisch“, die sich die Kinder auch anschauen werden, erfahren Sie mehr Informationen hier.
Eintritt: frei
Anmeldung unter museum-anmeldung@sudetendeutsche-stiftunge.de (bis 24. 2.)
Eine Veranstaltung des Kulturreferats für die böhmischen Länder in Kooperation mit dem Sudetendeutschen Museum
Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, München
Vor einigen Jahren führte der Dokumentarfilmer Jan Blažek Filmgespräche mit Zeitzeugen, die die Vertreibung aus der Tschechoslowakei als Kinder erlebt haben. Fünf dieser Geschichten hat der Schriftsteller Marek Toman zusammen mit namhaften tschechischen Comiczeichnern und -zeichnerinnen in eine Graphic Novel verwandelt, die 2020 von der tschechischen NGO Post Bellum unter dem Titel Odsunuté děti (Vertriebene Kinder) herausgebracht wurde. Das Buch erscheint auch auf Deutsch.
Wie erlebten die Kinder das Ende des Zweiten Weltkriegs? Was konnten sie mitnehmen, und wie war der Abschied von ihrem Heimatort? Was erlebten sie in Sammellagern und Viehwaggons während der Vertreibung? Wie war ihre Ankunft im zerstörten Deutschland? Und wo fühlen sie sich heute zu Hause? Die Autoren Jan Blažek und Marek Toman erzählen im Gespräch mit Zuzana Jürgens (Adalbert Stifter Verein) über die Entstehung der Graphic Novel sowie über die Resonanz in Tschechien.
Eintritt frei
Anmeldung erforderlich: Tel. 089/449993-0.
In Kooperation mit dem Haus des Deutschen Ostens und dem Tschechischen Zentrum München
Evangelisches Bildungswerk Regensburg e.V., Am Ölberg 2, Regensburg
Vor einigen Jahren führte der Dokumentarfilmer Jan Blažek Filmgespräche mit Zeitzeugen, die die Vertreibung aus der Tschechoslowakei als Kinder erlebt haben. Fünf dieser Geschichten hat der Schriftsteller Marek Toman zusammen mit namhaften Comiczeichnern und -zeichnerinnen in eine Graphic Novel verwandelt, die 2020 von der tschechischen NGO Post Bellum unter dem Titel Odsunuté děti (Vertriebene Kinder) herausgebracht wurde. Das Buch erscheint auch auf Deutsch.
Wie erlebten die Kinder das Ende des Zweiten Weltkriegs? Was konnten sie mitnehmen, und wie war der Abschied von ihrem Heimatort? Was erlebten sie in Sammellagern und Viehwaggons während der Vertreibung? Wie war ihre Ankunft im zerstörten Deutschland? Und wo fühlen sie sich heute zu Hause? Die Autoren Jan Blažek und Marek Toman erzählen im Gespräch mit Carsten Lenk über das Projekt und über die Entstehung der Graphic Novel sowie über die Resonanz in Tschechien.
Eintritt frei
Anmeldung über EBW Regensburg bis zum 21.02.22 12.00 Uhr. Das Platzkontingent ist begrenzt.
In Kooperation mit dem Evangelischen Bildungswerk Regensburg und dem Tschechischen Zentrum München
Tschechoslowakei 1933, R: Gustav Machatý, B: František Horký, Gustav Machatý, K: Jan Stallich, Hans Androschin, M: Giuseppe Becce, D: Hedy Kiesler, Zvonimir Rogoz, Aribert Mog, Jan Sviták, Leopold Kramer, Karel Mácha-Kuča | 87 Min. | deutsche Originalfassung
Diese explizite Inszenierung weiblichen Begehrens taugte 1933 zum Skandal: Der Film über den vitalistischen Ausbruch einer schönen Frau aus ihrer unbefriedigenden Ehe befeuerte sowohl die Karriere der Hauptdarstellerin Hedy Kiesler, die später als Hedy Lamarr in Hollywood reüssierte, als auch die des Regisseurs Gustav Machatý, dessen innovative Kamerabehandlung und filmische Erzählweise hier Maßstäbe setzen. Von 1950 bis zu seinem Tod lebte der Regisseur in München. Das Filmmuseum zeigt zusammen mit dem Adalbert Stifter Verein die restaurierte Fassung des Films.
Eintritt: 5 Euro
Karten nur an der Abendkasse, Reservierungen sind derzeit nicht möglich.
In Kooperation mit dem Filmmuseum München und dem Tschechischen Zentrum München
Gemeinsam mit dem mehrfach preisgekrönten Schriftsteller, Dramatiker und Drehbuchautor Jaroslav Rudiš entdecken wir Prag als Ort der künstlerischen Avantgarde bis zum Zweiten Weltkrieg, in der die surrealistische Künstlerin Toyen (1902–1980) eine kaum zu überschätzende Rolle spielte. Verbunden damit teilt Rudiš seine Erinnerungen an die kommunistische Zeit bis zur Samtenen Revolution und geht auf Besonderheiten von Kunst und Literatur im heutigen Tschechien ein. Mit Auszügen aus Winterbergs letzte Reise und Nachtgestalten sowie musikalischen Beiträgen gibt der Autor spannende Einblicke in sein eigenes literarisches Werk und in die Prager Kunst- und Kulturszene. Im Gespräch teilt Rudiš seinen ganz persönlichen Blick auf Toyen und die heutige Relevanz der von ihr bereits in den 1920er Jahren aufgeworfenen Fragen, die sich durch ihr gesamtes künstlerisches Werk ziehen.
Jaroslav Rudiš gehört zu den bekanntesten Gegenwartsautoren Tschechiens, erhielt zahlreiche Preise, darunter 2014 den Usedomer Literaturpreis, 2018 den Preis der Literaturhäuser oder 2020 den Chamisso-Preis für seinen Roman Winterbergs letzte Reise. Zuletzt wurde er 2021 für seinen Beitrag zur Verständigung der beiden Länder Tschechien und Deutschland mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland geehrt.
Eine Begleitveranstaltung zur Ausstellung TOYEN (noch bis 13. Februar in der Hamburger Kunsthalle).
Die Veranstaltung wird aufgezeichnet und später auf der Website der Hamburger Kunsthalle und auf dem Youtube-Kanal des Adalbert Stifter Vereins abrufbar sein.
Moderation: Christina Frankenberg (Tschechisches Zentrum Berlin)
Eintritt 16/10 Euro
Anmeldung erforderlich unter veranstaltung@hamburger-kunsthalle.de
Foto: Peter von Felbert
Eine Veranstaltung der Hamburger Kunsthalle in Kooperation mit dem Kulturreferat für die böhmischen Länder
Die Beziehungen zwischen Deutschen und Tschechen sind inzwischen auf eine gemeinsame Zukunft ausgerichtet, die gemeinsame Geschichte gestaltete sich aber nicht konfliktfrei. Ein Forschungsverbund aus Einrichtungen an den Universitäten Regensburg, Passau, Prag und Ústí nad Labem (Aussig) sowie dem Kulturreferenten für die böhmischen Länder im Adalbert Stifter Verein widmet sich seit 2017 dem Thema Grenze/n in nationalen und transnationalen Erinnerungskulturen zwischen Tschechien und Bayern und hat dabei auch den wissenschaftlichen Nachwuchs im Blick.
Eine Exkursion mit Studierenden der genannten Universitäten ging in diesem Rahmen im Oktober 2019 den Spuren der ehemaligen deutschsprachigen Bevölkerung im Böhmerwald nach. Die Teilnehmer*innen wählten jeweils eine der dabei entstandenen Fotografien aus und verfassten dazu einen Text. Die zweisprachig deutsch-tschechische, auch in digitaler Form existierende Ausstellung zeigt alte Friedhöfe, Kirchen, Reste verschwundene Orte und neu gegründete Museen und entführt behutsam in eine vergangene Welt.
Im Anschluss an die Vernissage befragt Wolfgang Schwarz Mikuláš Zvánovec von der Karlsuniversität Prag über die heutige Wahrnehmung des kulturellen Erbes der deutschsprachigen Bevökerung in Tschechien.
Ausstellungskonzept: Wolfgang Schwarz
Dauer der Ausstellung: 2. Februar bis 11. März 2022
Öffnungszeiten: Mo, 10-19 Uhr, Fr 10-14 Uhr, Sa 10-11.30 Uhr, So 14-16 Uhr
Eintritt frei
Eine Ausstellung des Kulturreferats für die böhmischen Länder in Kooperation mit dem Centrum Bavaria Bohemia
Gefördert durch die Bayerisch-Tschechische Hochschulagentur
Digitale Ausstellung: https://www.uni-regensburg.de/bohemicum/medien/aktuelles/ausstellung_verblichen_interaktiv.pdf
Eva Lustigová, 1956 geboren, ist Mitbegründerin und Geschäftsführerin des Arnošt Lustig-Stiftungsfonds, der nach ihrem Vater, dem 2011 verstorbenen tschechisch-jüdischen Schriftsteller und Journalisten benannt wurde. Sie widmet sich vor allem der Vermittlung des Vermächtnisses von Arnošt Lustig, so etwa in dem Dokumentarfilm Přítomnost Arnošta Lustiga (Die Präsenz von Arnošt Lustig, 2012) oder mit der Herausgabe von Büchern wie Vlny štěstí Arnošta Lustiga (Glückswellen des Arnošt Lustig, 2021), die Texte oder Interviews ihres Vaters enthalten. In der Reihe „Mein Weg zu unseren Deutschen“ erzählt sie von ihrer persönlichen Beziehung zu den (Sudeten-)Deutschen.
Hier geht's zu der Online-Veranstaltung >>
Eine Veranstaltung des Kulturreferats für die böhmischen Länder in Kooperation mit dem Tschechischen Zentrum München
Präsentation der 10. Abteilung der Historisch-kritischen Ausgabe
Von 1850 bis 1864 bekleidete Adalbert Stifter in Linz die Stelle eines k. k. Schulrats – eine Aufgabe, die er als Jurist äußerst engagiert und eifrig wahrnahm. Die sechs Bände mit dem ausführlich kommentierten amtlichen Schrifttum des k.k. Schulrats Adalbert Stifter zeigen, wie sich Stifter mit dem Ministerium und mit kirchlichen Stellen auseinandersetzte, wie er für die Verbesserung des Schulwesens eintrat und sich obendrein um eine Verbesserung der oft miserablen Wohn- und Lebensbedingungen der Dorflehrer kümmerte.
Der Herausgeber und Stifter-Forscher Walter Seifert, ehemaliger Professor für Didaktik der deutschen Sprache und Literatur an der Universität Passau, stellt die Edition vor, der Sprecher Helmut Becker liest ausgewählte Texte und Briefe. Einführung: Johannes John (Redakteur der Historisch-kritischen Stifter-Ausgabe an der Bayerischen Akademie der Wissenschaften).
Moderation: Franziska Mayer (Adalbert Stifter Verein)
Eintritt frei
In Kooperation mit der Bayerischen Akademie der Wissenschaften
In einem vielstimmigen Romanmosaik erzählt die tschechische Autorin Markéta Pilátová die faszinierende Geschichte des tschechischen Schuhfabrikanten Jan Antonín Baťa. Vor den Nationalsozialisten geflüchtet und von den Kommunisten verunglimpft, versuchte er in Brasilien seine unternehmerischen Ideale weiterzuleben. Mitten im Urwald gründete er neue Städte und erbaute Fabriken.
Markéta Pilátová begibt sich auf die Spuren Baťas und seiner Familie, die sich der neuen Umgebung anpasste und doch ihre mitteleuropäischen Wurzeln in sich trug. Sie erzählt vom Kampf gegen die widerspenstige tropische Natur, vom Pioniergeist, aber auch von der Sehnsucht nach dem alten Europa und der Suche nach historischer Gerechtigkeit. Der Roman erschien 2020 im Wieser Verlag in einer Übersetzung von Sophia Marzolff.
Moderation: Anna-Elena Knerich (BR), Lesung Sophia Marzolff.
Anmeldung unter: eveeno.com/hp8_pilatova
Eintritt frei
Eine Veranstaltung des Adalbert Stifter Vereins, des Mittel Punkt Europa e.V., der Münchner Stadtbibliothek und des Tschechischen Zentrums München in Zusammenarbeit mit dem Institut für Slavistik an der LMU. Gefördert durch das Tschechische Literaturzentrum.
Tschechoslowakei 1933, R: Gustav Machatý, B: František Horký, Gustav Machatý, K: Jan Stallich, Hans Androschin, M: Giuseppe Becce, D: Hedy Kiesler, Zvonimir Rogoz, Aribert Mog, Jan Sviták, Leopold Kramer, Karel Mácha-Kuča | 87 Min. | deutsche Originalfassung
Diese explizite Inszenierung weiblichen Begehrens taugte 1933 zum Skandal: Der Film über den vitalistischen Ausbruch einer schönen Frau aus ihrer unbefriedigenden Ehe befeuerte sowohl die Karriere der Hauptdarstellerin Hedy Kiesler, die später als Hedy Lamarr in Hollywood reüssierte, als auch die des Regisseurs Gustav Machatý, dessen innovative Kamerabehandlung und filmische Erzählweise hier Maßstäbe setzen. Von 1950 bis zu seinem Tod lebte der Regisseur in München. Das Filmmuseum zeigt zusammen mit dem Adalbert Stifter Verein die restaurierte Fassung des Films.
In den Film und die Restaurierung führt Nikolaus Wostry ein (Filmarchiv Austria).
Eintritt: 5 Euro
Kartenvorbestellungen unter Tel. 089 233-24150
In Kooperation mit dem Filmmuseum München und dem Tschechischen Zentrum München