Die Fotografien von Wolftraud de Concini entstanden während ihres mehrmonatigen Aufenthalts als Stadtschreiberin von Pilsen 2015, dokumentiert in ihrem Blog unter www.stadtschreiberin-pilsen.blogspot.com. Das von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien dotierte Stipendium wird jährlich vom Deutschen Kulturforum östliches Europa vergeben.
Am Dienstag, den 12. Januar 2016 um 19 Uhr findet im Tschechischen Zentrum eine Begleitveranstaltung mit Wolftraud de Concini und Martin Baxa, Kulturbürgermeister der Stadt Pilsen statt. Die Stadtschreiberin schildert ihre Eindrücke, außerdem soll eine erste Bilanz der Europäischen Kulturhauptstadt 2015 gezogen werden.
Moderation: Dr. Wolfgang Schwarz, Kulturreferent für die böhmischen Länder im Adalbert Stifter Verein
Die Ausstellung findet von Dienstag, 15. Dezember 2015 bis Freitag, 29. Januar 2016 unter den folgenden Öffnungszeiten statt:
Mo–Fr 10.00–17.00
Do 10.00–19.00
Eine gemeinsame Veranstaltung des Kulturreferenten für die böhmischen Länder, des Deutschen Kulturforums östliches Europa und des Tschechischen Zentrums München. Geförder von der Bundesbeauftragten für Kultur und Medien
Beschreibung des Films
„Im Herbst 1866 verbringt der Schriftsteller Adalbert Stifter einige Wochen im Bayerischen Wald, wie immer zu Gast auf dem Rosenberger Gut unterm Dreisesselberg. Als die Nachricht eintrifft, zu Hause in Linz sei seine Frau erkrankt, will er abreisen. Doch ein Schneesturm macht die Wege unpassierbar. Der nervöse, kranke Mann ist tagelang in seinem Domizil eingeschlossen. Gebannt und zunehmend geängstigt starrt er ins Flockengewirbel, hört den Wind im Dachstuhl dröhnen, friert, kann nichts essen, hat Alpträume. Gequält von körperlichem Schmerz und Erinnerungen an Verfehlung und Versagen entwirft er seine Erzählung Der fromme Spruch: die Geschichte eines adligen Geschwisterpaars in einer behaglich geordneten Welt. Aber auch diese hochmoralischen Figuren sehnen sich nach Liebe, ohne es zu wissen. Wenn am Ende Stifter, scheinbar gerettet, auf zittrigen Beinen zu Tal stolpert, haben sie das letzte Wort.“
Hintergründe
Adalbert Stifter (1805–1868) beschrieb den Schneesturm 1867 in seiner autobiographischen Erzählung Aus dem Bairischen Walde, und nicht umsonst ist die Schilderung des Sturms deren Herzstück. Doch die Erzählung enthält mehr: eine schöne Würdigung dieser anmutig strengen Gegend; eine rührende Fabel ehelicher Besorgnis; und ein psychologisches Geheimnis.
Denn der historische Sturm war ein kräftiges, doch kein epochales Schneetreiben. Stifter selbst hatte die Gattin nach Linz geschickt, um seine Ruhe zu haben. In Linz aber gab es Cholerafälle, und es zog ihn durchaus nicht so stark dorthin, wie er behauptet. Er zögerte die Abreise sogar hinaus und verwirrte die Daten, um das zu verbergen. In gewisser Hinsicht ist der Schneebericht eine hinreißend gestaltete Rechtfertigung seines Fernbleibens durch höhere Gewalt.
Stifter war damals 61 Jahre alt, krank und verstört. Der Film erweitert den Schneesturm–Bericht nach zwei Seiten, zum Realen und Idealen: auf der einen Seite durch die Erinnerungen, Ängste und Alpträume, die seine Beklemmung erklären mögen. Auf der anderen Seite durch eine Erzählung, die er in diesen Tagen entworfen haben kann: Der fromme Spruch, eine zarte Tragikomödie in bizarr förmlicher Sprache. Noch in dieser Zerrüttung schreibt der Dichter seine ebenmäßige, fragil majestätische Prosa. Und bis zuletzt bleibt er empfänglich für die Schönheit der Natur. Sie scheint in seinen Träumen auf und wird verzaubert erlebt, als einmal der Sturm ruht.
Anschließend Gespräch mit Prof. Dr. Hans Maier und der Regisseurin und Autorin Petra Morsbach.
Eine Veranstaltung des Adalbert Stifter Vereins
Die Ausstellung zeigt einen Teil des Werkes von etwa 40 Motiven und ist die erste Werkschau von Thanhäuser in München. Das Thema des Böhmerwaldes beschäftigt den Künstlern seit 1989, als er am Dreisesselberg zu seinen Holzschnittmotive zur H. C. Artmann Erzählung „Von einem Husaren, der seine guldine Uhr in einem Teich oder Weiher verloren, sie aber nachhero nicht wiedergefunden hat“ inspiriert wurde. Dieses Buch hat international viel Beachtung gefunden, in der Folge erschien u.a. der Gedichtband „holzrausch“, angeregt von zahlreichen gemeinsamen Reisen mit H. C. Artmann entlang der „Nördlichen Linie“.
Christian Thanhäuser aus Ottensheim an der Donau ist Zeichner, Buchdrucker und Verleger sowie u. a. Träger des Sudetendeutschen Kulturpreises für bildende Kunst 2013. Die „Metamorphosen aus Böhmischen Wäldern“ sind das Ergebnis zahlreicher seiner Wanderungen durch den Böhmerwald in den letzten zwei Jahren.
Der Holzschnitt–Zyklus „Auf verwachsenem Pfad“ wird voraussichtlich im 2015 bei Haymon in Innsbruck als Buch erscheinen und kann bei Ausstellungen als Katalog aufgelegt werden.
Die Ausstellung findet von Freitag, 20. November 2015 bis Freitag, 29. Januar 2016 unter den folgenden Öffnungszeiten statt:
Mo–Fr 9.00–19.00 Uhr
An Feiertagen und vom 28. bis 31. Dezember 2015 geschlossen
Eine gemeinsame Veranstaltung der Heimatpflegerin der Sudetendeutschen in Kooperation mit dem Kulturreferenten für die böhmischen Länder im Adalbert Stifter Verein
Dr. Karsten Rinas, František–Palacký–Universität Olmütz/Olomouc, macht die Parallelen zwischen der deutschböhmischen und der tschechischen Grenzlandliteratur sichtbar.
Der Kunstpreis zur deutsch–tschechischen Verständigung 2015 wird am 11. November 2015 gemeinsam vom Adalbert Stifter Verein (München), der Brücke–Most–Stiftung (Dresden), dem Collegium Bohemicum (Aussig/Ústí nad Labem), dem Prager Literaturhaus deutschsprachiger Autoren, dem Internationalen Kulturverein pro arte vivendi (Berlin) und der Union für gute Nachbarschaft tschechisch– und deutschsprachiger Länder (Prag) in Brünn/Brno verliehen.
Der 1994 erstmals verliehene Preis wird in diesem Jahr zum 19. Mal vergeben. Frühere Preisträger waren u.a. František Černý, Pavel Kohout, Ludvík Kundera, Vratislav Kulhánek, Reiner Kunze, Petr Pithart, Bischof Radkovský, Jürgen Serke, Antje Vollmer, Richard von Weizsäcker und Detlef Wittig.
Preisträger
Hans Dieter Zimmermann, Literaturhistoriker (Berlin), und Alena Bláhová, Übersetzerin (Prag), erhalten den diesjährigen Kunstpreis zur deutsch–tschechischen Verständigung. Die Verleihung findet am 11. November im Neuen Rathaus von Brünn, Tschechische Republik, statt.
Ehrenpreise
Die beiden Ehrenpreise gehen an das Ehepaar Horst und Helga Löffler (Stuttgart) und Irena Nováková (Prag).
Eine gemeinsame Veranstaltung des Adalbert Stifter Vereins (München), der Brücke–Most–Stiftung (Dresden), des Collegium Bohemicum (Aussig), des Prager Literaturhauses deutschsprachiger Autoren, des Internationalen Kulturvereins pro arte vivendi (Berlin) und der Union für gute Nachbarschaft tschechisch– und deutschsprachiger Länder (Prag).
Lesungen aus Reportagen und Briefen von Joseph Roth, sowohl der Zwanziger Jahre als auch aus seiner Zeit im französischen Exil, flankiert von zwei Vorträgen der Literaturwissenschaftlerin Dr. Ingeborg von Lips (Frankfurt/Main) und des Roth–Biografen Dr. Wilhelm von Sternburg (Wiesbaden).
Musikalische Begleitung durch Studenten der Interpretationsklasse für slawische und jüdische Vokalmusik der Hochschule für Musik unter der Leitung von Hans–Christian Hauser.
Eine Veranstaltung des Adalbert Stifter Vereins
Der letzte Schuss des Zweiten Weltkriegs in Europa fiel am 12. Mai 1945 in Böhmen, wenige Tage nach der Unterzeichnung der bedingungslosen Kapitulation des Deutschen Reiches. Nach fast sechs Jahren herrschte wieder Frieden, der in der wiedererrichteten Tschechoslowakei jedoch alles andere als friedlich war.
Nahrungsmittelknappheit, überfüllte Krankenhäuser und überforderte Ämter prägten die Nachkriegszeit, befreite KZ–Häftlinge und entlassene Soldaten suchten Familien, Freunde, Arbeit und Verständnis für ihre traumatischen Erfahrungen. Die aus dem Exil zurückgekehrte Regierung bemühte sich, Ordnung in das Chaos zu bringen und ihre beiden großen Ziele zu verwirklichen: die ethnische Säuberung des Landes von Deutschen und Ungarn und die Schaffung einer neuen sozialistischen Gesellschaft. Immer größer wurde die Kluft zwischen den alten bürgerlichen Parteien und der nationalen Front, die durch Verstaatlichungen und Entlassungen zielstrebig eine neue Gesellschaft aufbaute.
Die antideutsche Stimmung führte in vielen Orten zu pogromhaften Ausschreitungen (u.a. in Aussig, Brünn, Haida, Komotau, Landskron, Postelberg, Mährisch–Ostrau, Prag, Prerau und Saaz). Bis zum Potsdamer Abkommen vom 2. August wurden mehr als eine halbe Million Deutsche verfolgt und vertrieben. An vielen Orten fanden Folterungen und Vergewaltigungen statt. Revolutionsgarden und Goldgräber terrorisierten ganze Landstriche, kaum gebändigt von Militär und Polizei.
Amtliche Dokumente, Zeitungsberichte, Erinnerungen, Fotos, Filmausschnitte, Wochenschauen und Radiomeldungen bilden das Material der zweiten Gruppenlesung, welche die dramatischen Ereignisse der Tschechoslowakei vom Kriegsende bis zum Jahresende schildert.
Eintritt frei
Eine Veranstaltung des Adalbert Stifter Vereins
Die Konferenz befasst sich mit dem Bildungsweg Adalbert Stifters im Kontext der österreichisch–böhmischen Bildungsgeschichte der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts im Allgemeinen und der Ausbildung im Rahmen des Benediktinerstifts Kremsmünster im Besonderen. Literaturwissenschaftler, Historiker und Bildungsforscher analysieren und dokumentieren das Bildungsmilieu, das Stifters Werdegang geprägt hat.
Die Konferenz findet von Donnerstag, 22. Oktober bis Freitag, 23. Oktober statt.
Programm
Donnerstag, 22. Oktober 2015
14.30 Begrüßung
14.45 Raimund Paleczek: „Der Kaplan sagt ja, er hat kein Talent“: Wie Stifter nach Kremsmünster kam
15.30 Daniel Ehrmann: Stifter als Stiftsschüler. Noch einmal zu den Studienjahren eines Autors
16.45 Führung durch die Sternwarte
Freitag, 23. Oktober 2015
09.00 Karel Rýdl: Schul– und Bildungsmöglichkeiten zur Zeit Adalbert Stifters
09.45 Helga Bleckwenn: Das Stift Kremsmünster als Lernort um 1820 und der Schüler Adalbert Stifter
11.00 Johannes John: Marian Koller (1792–1866), Stifters Lehrer und „persönlicher Freund“
11.45 Felix Reinstadler: Adalbert Stifters Rhetorik. Die rhetorische Gymnasialbildung als Paradigma der literarischen Prosa im 19. Jahrhundert
14.30 Führung durch die Stiftsbibliothek
16.00 P. Amand Kraml: Die naturwissenschaftliche Ausbildung (Stifters) in Kremsmünster
16.45 Klaus Petermayr: Die Musikpflege im Stift Kremsmünster zur Zeit Adalbert Stifters
18.30 Feierstunde zum 210. Geburtstag Adalbert Stifters mit anschließendem Empfang
19.00 Petra Morsbach: Ein Zugang zu Stifter
Eine Veranstaltung des Adalbert Stifter Vereins (München) und des Adalbert–Stifter–Instituts des Landes Oberösterreich.
Mit seiner Ausstellung „So wurde ihnen die Flucht zur Heimat“ in den Räumlichkeiten des zukünftigen Sudetendeutschen Museums ist der Adalbert Stifter Verein eine der Stationen, die auf der Reise durch die Münchner Museen angesteuert werden können.
Die Ausstellung ist am Samstag, 17. Oktober 2015 von 19.00 Uhr bis Sonntag, 18. Oktober 2015 2.00 Uhr geöffnet.
Eine Veranstaltung des Adalbert Stifter Vereins
Mit ihrem Vortrag „Sehnsucht nach Dorfluft. Vom ländlichen Galizien nach New York.“ gibt Dr. Victoria Lunzer–Talos einen Einblick in die Lebenswelt, der sowohl Joseph Roth als auch Soma Morgenstern entstammten.
Das Zitat Soma Morgensterns „Ein Emigrant stirbt keines natürlichen Todes. Woran immer einer von uns in der Fremde sterben wird, es wird kein natürlicher Tod sein. Eines natürlichen Todes stirbt man nur in der Heimat“ nutzt Dr. Heinz Lunzer als Folie zur Erhellung des Emigrantenschicksals der beiden Schriftstellerfreunde.
Eine Veranstaltung des Adalbert Stifter Vereins
Jiří Gruša (*1938, Pardubice, †2011, Bad Oeynhausen), tschechischer Schriftsteller, Journalist, Lyriker, Prosaist, Essayist, Übersetzer, Intellektueller, Mitwirkender am Prager Frühling, Exdissident, Expolitiker, Botschafter, Präsident des internationalen P.E.N.–Clubs und Direktor der Diplomatischen Akademie Wien, erhielt für seine Arbeit zahlreiche Ehrungen und Auszeichnungen, etwa 1996 den Andreas–Gryphius–Preis, 1998 den Internationalen Brückepreis und den Inter–Nationes–Kultur–Preis, 1999 die Goethe–Medaille und den Manés–Sperber–Preis.
2014 begannen der österreichischer Wieser Verlag Klagenfurt und der tschechische Barrister Verlag Brünn mit einer zehnbändigen Jiří–Gruša–Werkausgabe, die 2018 abgeschlossen sein soll. Das literarische und essayistische Œuvre des Schrifftstellers, Intellektuellen und Diplomaten lässt sich dezidiert als ein Werk von europäischem Format beschreiben. Dies gilt in einem doppelten Sinn: im Hinblick auf seine ästhetische Qualität wie auch hinsichtlich seiner zukunftsweisenden transnationalen Diktion und Dimension. Das Werk des 1938 in Pardubice geborenen, 1981 ausgebürgerten und 2011 in Deutschland verstorbenen Autors ist durchaus heterogen, in zwei Sprachen verfasst und steht in tschechischen, deutschen, österreichischen wie auch europäischen Kontexten. Die kritische Sichtung vieler unpublizierter Texte sowie die lektorierte Neuausgabe der Romane und der Lyrik bilden das Zentrum der Klagenfurter Werkausgabe, die Sabine Gruša zusammen mit einer Gruppe von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Tschechien, Österreich und Deutschland unter Leitung von Hans Dieter Zimmermann und Dalibor Dobiaš initiiert hat.
Dabei geht es nicht nur um die Sicherung eines hervorragenden literarischen Werkes oder um die Tatsache, dass seine Werke Teil eines gemeinsamen europäischen Gedächtnisses vor und nach der Wende sind, sondern auch um die von Grušas wegweisendem transnationalen und nationalitätskritischen Denken ausgehenden Impulse.
Die auf zehn Bände veranschlagte Jiří–Gruša–Werkausgabe startete mit einer Neuausgabe seines bekanntesten Werks „Der 16. Fragebogen“ sowie mit dem vieldiskutierten Essay „Beneš als Österreicher“.
In dieser Veranstaltung werden die ersten Bände, moderiert von Michael Frank, von den beiden Herausgebern (Hans Dieter Zimmermann, Mojmír Jeřábek) und Sabine Gruša präsentiert.
Eine gemeinsame Veranstaltung des Adalbert Stifter Vereins, des Tschechischen Zentrums München und des Generalkonsulats der Tschechischen Republik in München
Der Starjournalist der Frankfurter Zeitung, Joseph Roth und deren Wiener Korrespondent, Soma Morgenstern, stehen im Mittelpunkt der Ausstellung, die das Leben der beiden Schriftsteller und Journalisten sowie ihr Verhältnis zueinander beleuchtet.
Beide mussten ihre Heimat Galizien verlassen. Beide arbeiteten für die Frankfurter Zeitung. Beide flohen vor den Nationalsozialisten, Roth aus Deutschland, Morgenstern aus Österreich. In Paris teilten sie die Strapazen des Exils bis zum Tode Joseph Roths 1939. Soma Morgenstern rettete sich nach Amerika.
Zugleich gibt die Ausstellung einmalige Einblicke in die journalistische Arbeit der 1920er und 1930er Jahre.
Die Ausstellung des Deutschen Exilarchivs 1933–1945 wurde kuratiert von Victoria Lunzer–Talos und Heinz Lunzer und wird unterstützt von der Stiftung Flughafen Frankfurt am Main für die Region und der Stiftung Polytechnische Gesellschaft Frankfurt am Main.
Die Ausstellung findet von Dienstag, 6. Oktober bis Donnerstag, 12. November 2015 unter den folgenden Öffnungszeiten statt:
Mo–Fr 9.00–19.00 Uhr
An Feiertagen geschlossen
Sondertermin 17. Oktober 2015 (Lange Nacht der Münchener Museen)
Eine gemeinsame Veranstaltung des Adalbert Stifter Vereins München und des Exilarchivs 1933–1945 der Deutschen Nationalbibliothek in Frankfurt am Main
Adalbert Stifter (1805–1868) zählt mit seinen Novellen und Romanen auch heute noch zu den größten Namen der deutschsprachigen Literatur. Der Weg des Pädagogen und Schulmannes zum Dichter für die Jugend verläuft ganz eigenartig, denn Stifter hat nur eine einzige Sammlung von Erzählungen, Bunte Steine (1854), Kindern als Lesern zugedacht. Dieses besondere Werk wird im Zentrum der Betrachtungen stehen, vor allem auch die berühmte Vorrede („Sanftes Gesetz"), auch wenn die Entwicklung Stifters zum Schul– und Lesebuchklassiker ebenso an anderen Beispielen nachvollzogen wird.
Allerdings verläuft bei kaum einem anderen Dichter die Rezeption über mehr als eineinhalb Jahrhunderte, und zwar von Anfang an, so gegensätzlich wie bei Adalbert Stifter, vom höchsten Lob seiner Darstellungskunst bis zur tiefsten Verachtung seiner Schilderungen, nicht nur aus der Sicht kindlicher Leser. Wenn wir der alten Maxime glauben wollen, dass die Integration in den schulischen Kanon das Überleben eines Autors weitgehend bestimmt, dann erklärt sich mit Stifters gegenwärtiger Absenz im Lesebuch teilweise auch dessen geringe Beachtung allgemein. Die Anerkennung der „Langsamkeit", des Sich–Sammelns und –Konzentrierens, hat es im digitalen Zeitalter, in einer Zeit der totalen permanenten Ablenkung, besonders schwer.
Der Vortrag wird ergänzt durch Vertonungen von Stifter–Texten von Widmar Hader und durch Lieder von Johannes Brahms, gesungen von der Sopranistin Regina Klepper und am Flügel begleitet von Iris Schmid.
I. Stifter–Gesänge von Widmar Hader (*1941) – Es ist ein Gesetz – Die Lerche und der Rabe – Die Liebe ist scheu – Nachgefühl – Der Mensch ist vergänglich – Zum neuen Jahr
II. Johannes Brahms (1833–1887) – Mädchenlied (Heyse) Op. 95 Nr. 6 – Die Sonne scheint nicht mehr (Deutsches Volkslied) – Mädchenlied (Heyse) Op. 107 Nr.5 – Der Tod, das ist die kühle Nacht (Heine) Op.96 Nr.1
Eine gemeinsame Veranstaltung des Adalbert Stifter Vereins und der Sudetendeutschen Akademie für Wissenschaft und Künste
Die bischöfliche Stadt Olmütz/Olomouc ist in diesem Jahr Anziehungspunkt und gleichzeitig Ausgangspunkt für Ausflüge in die als Hanna (auch Hanakei, tschechisch: Haná) bezeichnete Umgebung.
Wir besichtigen die eindrucksvollen Sehenswürdigkeiten der ehemaligen mährischen Hauptstadt, z. B. die Wenzelskathedrale und das Erzbischöfliche Museum mit seinen berühmten Kunstschätzen. Ein Stadtrundgang mit einem Vertreter der Arbeitsstelle für deutschmährische Literatur der Olmützer Palacký–Universität bringt uns die untergegangene Literaturlandschaft der Region in Erinnerung.
Das Städtchen Boskowitz/Boskovice mit seinem jüdischen Ghetto, wo Hermann Ungar (1893-1929) zur Welt kam, und Schloss Lissitz/Lysice, das der Adelsfamilie Dubský gehörte, welcher die Autorin Marie von Ebner–Eschenbach (1830–1916) entstammte, sind weitere literarische Stationen. Zwei höchst unterschiedliche Wallfahrtskirchen des Architekten Pietro Tencalla, Maria Heimsuchung auf dem Heiligenberg und St. Anna im ehemaligen militärischen Sperrgebiet Liebau/ Libavá im Odergebirge, führen uns die zerstörerische Geschichte Mitteleuropas im 20. Jahrhundert vor Augen.
Nicht fehlen wird auch ein Besuch in der geschichtsträchtigen Stadt Kremsier/Kroměříž, die nicht nur Sommerresidenz der Olmützer Erzbischöfe, sondern auch Schauplatz stürmischer Auseinandersetzungen um die Konstitution der Habsburger Monarchie war.
Hier finden Sie das genaue Programm und hier das Anmeldeformular (bis spätestens Montag, 10. August 2015) zum herunterladen.
Die Reisekosten betragen 540 € (Mitglieder des Adalbert Stifter Vereins: 510 €). Inbegriffen sind Busreise, 5 Übernachtungen im DZ, Halbpension (ohne Getränke), Führungen, Eintritte und fachkundige Reiseleitung. Für einen Aufpreis von 75 € p. P. steht eine begrenzte Zahl an Einzelzimmern zur Verfügung.
Reiseleitung: Anna Knechtel M.A., Dr. Peter Becher
Eine gemeinsame Veranstaltung des Adalbert Stifter Vereins München und des Prager Reisebüros Křížek
Der Komponist Roland Leistner–Mayer, geboren 1945 in Graslitz (Kraslice) in Böhmen, studierte an der Staatlichen Hochschule für Musik München Komposition bei Harald Genzmer und Günter Bialas. Seit 1983 ist er Mitarbeiter im „Studio für Musik München“, seit 1986 Leiter der Fachgruppe Musik der Künstlergilde Sektion Bayern. Leistner–Mayers Schaffen umfasst Klavier– und Kammermusik sowie Chor– und Orchesterwerke. Zahlreiche Werke liegen in Einspielungen auf Tonträger vor und werden inzwischen weltweit gespielt.
Der Abend stellt zwei Kompositionen der letzten Jahre gegenüber: das 6. Streichquartett op. 148 „untapfere Bagatellen“ (2014) und „Sieben tapfere Klavierstücke“ op. 140 (2011). Bereits die Titel lassen Korrespondenzen vermuten, zu denen der Komponist sich in einführenden Worten und im Gespräch äußern wird.
Das Sojka–Quartett Pilsen spielt in der Besetzung:
Violinen: Martin Kos und Martin Kaplan
Viola: Josef Fiala
Violoncello: Hana Vítková
Eintritt frei, Spenden erbeten
Eine gemeinsame Veranstaltung des Kulturreferenten für die böhmischen Länder im Adalbert Stifter Verein München, des Sudetendeutschen Musikinstituts Regensburg und der Sudetendeutschen Akademie der Wissenschaften und Künste
Nach der Errichtung des Protektorats Böhmen und Mähren planten die Nationalsozialisten eine „germanische“ architektonische Umgestaltung Prags, um ihre Dominanz auch nach außen hin zu unterstreichen. Eine wichtige Rolle spielte dabei die Planungskommission für die Hauptstadt Prag und Umgebung. An ihrer Spitze wechselten sich von 1939 bis 1945 mehrere deutsche Architekten und Stadtplaner ab, die für Prag einen Umbau vorbereiteten, wie er in Städten wie Berlin, Nürnberg oder Linz bereits umgesetzt bzw. geplant wurde.
Einige Vorschläge der Planungskommission hatten durchaus etwas mit vernünftiger Stadtplanung in einer modernen Metropole zu tun. So war bereits damals eine breite Magistrale vorgesehen, als Nord–Süd–Verbindung mitten durch die Prager Innenstadt. Die heutige Prager Magistrale entspricht mehr oder weniger diesen Vorstellungen: Dazu gehören die Nusle–Brücke, die Magistrale selbst und Teile des Prager Rings.
Doch tatsächlich lassen sich auch monumentale Bauvorhaben finden, wie sie Albert Speer und Adolf Hitler in Berlin vorhatten. Zum Beispiel sollte das tschechische Gemeindehaus in der Altstadt abgerissen und durch eine Konzerthalle ersetzt werden. Der Entwurf des Architekten Theis sah einen neoklassizistischen Säulenbau vor, der an den historischen Pulverturm anschließen sollte.
Programm
Historische Einbettung: Wolfgang Schwarz, München
Vortrag: Richard Nemec, Bern
Moderation: Frank Herold, Berlin
Gang durch die Ausstellung Mythos Germania. Vision und Verbrechen: Gernot Schaulinski, Berlin
Im Anschluss an die Veranstaltung können diese Planungen mit denen für Berlin verglichen werden: Alle Interessierten werden noch durch die Ausstellung „Mythos Germania. Vision und Verbrechen“ geführt, die der Berliner Unterwelten e. V. bis Ende November in einem Zwischengeschoss der nördlichen Eingangshalle des U–Bahnhofs Gesundbrunnen zeigt.
Referenten
Dr. Richard Nemec studierte Kunstgeschichte in Prag, Freiburg i. Br., Basel und Leipzig. Seit 2012 lehrt er am Institut für Kunstgeschichte der Universität Bern und war intensiv an den Recherchen für die Publikation von Miloš Hořejš beteiligt. Seine Forschungsfelder sind u. a. Politische Architektur, die Kulturlandschaften Mitteleuropas und Denkmalpflege.
Dr. Wolfgang Schwarz studierte Geschichte und Politik in Regensburg mit den Schwerpunkten Diktaturen und Außenpolitik. Von 1999 bis 2002 war er Fachreferent beim Deutsch–Tschechischen Zukunftsfonds in Prag. Seit 2002 ist er Kulturreferent für die böhmischen Länder im Adalbert Stifter Verein in München; u. a. nahm er Lehraufträge in Regensburg für die Deutsch–Tschechischen Studien wahr.
Frank Herold studierte in Leipzig Journalistik und war von 1984 bis 1988, in der Zeit der Perestroika, Korrespondent in Moskau. Bei der Berliner Zeitung ist er Experte für die östlichen Nachbarländer; ein wichtiger Themenkomplex seiner journalistischen Arbeit ist der Aussöhnungsprozess mit Tschechien und Polen.
Dr. Gernot Schaulinski studierte Neuere Geschichte, Vgl. Literaturwissenschaft und Philosophie in Berlin und kuratierte verschiedene Ausstellungs– und Publikationsprojekte, u. a. Mythos Germania. Vision und Verbrechen. Seit April läuft seine Tour „Berlin im Mai 1945“, die er gemeinsam mit dem Berliner Unterwelten e. V. und dem Deutschen Kulturforum östliches Europa konzipierte.
Eine Veranstaltung des Kulturreferenten für die böhmischen Länder im Adalbert Stifter Verein und des Deutschen Kulturforums östliches Europa, der Berliner Unterwelten e. V.
Bayern, Berliner, Wiener, Prager, Egerländer, Nordböhmen, Südmährer, Sudetenschlesier… Oder auch: Tschechen, Österreicher, Juden, Sudetendeutsche – diese Ausstellung zeigt und würdigt 54 Personen, die in den mehr als 20 Jahren seit der politischen Wende 1989 die deutsch–tschechischen Beziehungen mitgeprägt haben. Sie alle vereint ihre Herkunft: Sie wurden in Böhmen, Mähren, Sudetenschlesien oder Prag geboren bzw. wuchsen dort auf.
Für viele von ihnen waren diese Jahre der Höhepunkt ihres Schaffens. Politiker wie Künstler, Wirtschaftsmanager wie Priester, Wissenschaftler wie Journalisten, Heimatvertriebene wie Heimatverbliebene, Exilanten wie Dissidenten – einige von ihnen haben sich auf ihrem Gebiet oder sogar über die Landesgrenzen hinaus einen Namen gemacht. Andere wirkten still und verborgen nach Jahrzehnten der Abschottung diesseits und jenseits des Eisernen Vorhangs an der Entspannung zwischen Deutschen, Tschechen, Sudetendeutschen, Juden und Österreichern mit.
Jede der Aufnahmen ist mit einer Kurzbiographie des Porträtierten versehen. So spiegeln sich in den Lebensläufen der 54 Persönlichkeiten, welche von einer siebenköpfigen Jury aus Vertretern deutscher und tschechischer Einrichtungen ausgewählt wurden, die Schönheit und das Leid einer Region, die einen bedeutenden Teil des einstigen Mitteleuropa bildet.
Irene Novák (Kulturverband der Deutschen) und Anna Knechtel (Adalbert Stifter Verein) eröffnen die Ausstellung. Unter den Gästen waren auch einige der Porträtierten zu verzeichnen: Jan Křen, Josef Škrábek und Milan Horáček.
Die Ausstellung findet von Donnerstag, 20. August 2015 bis Samstag, 19. September statt und ist täglich jederzeit zugänglich.
Eine Veranstaltung des Adalbert Stifter Vereins (München) und des Kulturverbands der Deutschen (Prag)
Fotoausstellung über ein Thema, das alle betrifft.
Die verlassene Friedhöfe der deutschen Bevölkerung im Grenzgebiet der Tschechischen Republik, die vor 70 Jahren ihre Heimat verlassen musste, sind Spuren einer vergangenen Zeit – ob verwildert, zerstört oder neu belegt und gepflegt.
27 Amateur– und Profi–Fotografen, davon die meisten von ihnen aus Tschechien, fühlten sich von diesen Zeichen in der Landschaft angesprochen. Ihre Aufnahmen lassen die Ausstrahlung und Faszination dieser seltsamen Orte spüren, die so bis in die Gegenwart ihre Wirkung entfalten...
Werden einige dieser Orte erhalten bleiben?
Die Ausstellung findet von Donnerstag, 6. August bis Samstag, 5. September 2015 statt und ist jederzeit zugänglich.
Die Eröffnung am Donnerstag, 6. August findet anlässlich des Bundestreffens der Ackermann–Gemeinde 2015 statt.
Grußwort: Daniel Hermann, Kulturminister der Tschechischen Republik
Einführung: Anna Knechtel M.A., Adalbert Stifter Verein München
Eine gemeinsame Veranstaltung des Adalbert Stifter Vereins (München) und des Kulturministeriums der Tschechischen Republik (Prag)
Ein Vortragsabend mit Prof. Dr. Michail Bojcov (Moskau), Dr. Hubertus Seibert (München), Dr. Jan Randák (Prag) und Arpine Maniero (München), der sich mit der Bedeutung von Hus und den Hussiten im tschechischen und russischen historischen Bewusstsein befasst. Anlass der Veranstaltung ist die Fertigstellung des neuen Internet–Portals "Jan Hus † 6. Juli 1415", das dort ebenfalls vorgestellt wird.
In Kooperation mit dem Collegium Carolinum und dem Tschechischen Zentrum München
Am 6. Juli 1415 wurde Jan Hus auf dem Kirchenkonzil in Konstanz als Ketzer verbrannt. Ein Jahrhundert später, am 31. Oktober 1517, veröffentlichte Martin Luther 95 Thesen gegen den Ablassmissbrauch. Anlässlich dieser beiden Jahrestage findet ein musikalisch–literarischer Abend mit Daniel Dobiáš statt. Das gesprochene Wort wird mit musikalisch verarbeiteten Versen von mittelalterlichen und Renaissance–Dichtern aus sieben europäischen Ländern ergänzt. Der Vortrag stellt Leben und Werk des böhmischen Kirchenreformators Jan Hus vor, der wie auch Martin Luther in der Sprache des Volkes predigte. Es ist bekannt, dass sein Werk Luther wesentlich beeinflusste.
Die Veranstaltung findet im Rahmen der Ausstellung »Jan Hus im Jahre 1415 und 600 Jahre danach« statt. Das Begleitwort wird auf Deutsch vorgetragen, die Lieder werden in der Originalsprache des Verses gesungen, also auf Tschechisch, Deutsch, aber auch auf Englisch oder Spanisch.
Daniel Dobiáš ist ein tschechischer Komponist, der u. a. die Musik für zahlreiche bekannte tschechische und slowakische Sänger und Schauspieler (wie z. B. Hana Hegerová (siehe unten und Anhang) oder Waldemar Matuška ) geschrieben hat. Außerdem arbeitete er seit vielen Jahren als Musikredakteur für den Tschechoslowakischen Rundfunk. Mit seinen selbst komponierten Vorstellungen hat er in vielen Ländern der Welt große Erfolge gefeiert (USA, Kanada, China, Australien, Neuseeland, Argentinien u. a.).
Susanne Schröder ist als Theater– und Fernsehschauspielerin bekannt. Neben zahlreichen Rollen im TV (u. a. Tatort, Rosenheim Cops etc.) war sie von 1989–2001 fest am Bayerischen Staatsschauspiel engagiert und gastierte von 2001–2006 häufig an den Münchner Kammerspielen. Sie engagierte sich auch als Regisseurin und Theaterpädagogin. Als Sprecherin für zahlreiche Hörbücher und –spiele sowie regelmäßig auch für den BR ist ihre Stimme einem großen Publikum bekannt.
Eine Veranstaltung des Kulturreferenten für die böhmischen Länder in Kooperation mit dem Tschechischen Zentrum München und dem Deutschen Kulturforum östliches Europa. Gefördert durch den Deutsch–tschechischen Zukunftsfonds
Der Rückgriff auf deutsche Textelemente ist ein mehrfach zu beobachtendes Phänomen in Texten zeitgenössischer tschechischer Liedermacher und reflektiert die (vergangene wie auch gegenwärtige) Plurikulturalität sowohl im Zentrum Prag als auch an den Grenzen der tschechischen Kultur etwa in Böhmen und Schlesien. Ausgewählte Lieder von Vladimír Merta, Jaromír Nohavica und Petr Linhart sollen einen Einblick in diese komplexe Problematik eröffnen.
Stefan Simonek, geb. 1964, studierte in Wien Slawistik und Komparatistik. 1991 promovierte er mit einer Dissertation über Osip Mandel’štam und die ukrainischen Neoklassiker (1992). 1996 folgte die Habilitation (Ivan Franko und die „Moloda Muza“, 1997, ukr. Übersetzung 2012).
Er arbeitet am Institut für Slawistik der Universität Wien und beschäftigt sich vorrangig mit russischer und ukrainischer Literatur des 20. Jahrhunderts, österreichisch–slawischen literarischen Wechselbeziehungen und slawischer Popkultur.
Weitere Monographien sind: Distanzierte Nähe. Die slawische Moderne der Donaumonarchie und die Wiener Moderne (2002) und MC Dorota/Noize MC. Text–Bild–Ton–Relationen der slawischen Popkultur (2013).
Eine Veranstaltung des Adalbert Stifter Vereins
Das Böhmerwaldseminar ist eine seit 14 Jahren existierende grenzüberschreitende Veranstaltung zur deutsch–böhmischen Kulturgeschichte und Literatur, die vom Kulturreferenten für die böhmischen Länder im Adalbert Stifter Verein in Kooperation mit unterschiedlichen Partnerorganisationen veranstaltet wird. Ursprünglich auf die Kulturgeschichte des Böhmerwalds beschränkt, hat es sich im Laufe der Jahre zu einer Tagung mit breiterem thematischem Fokus entwickelt. Dabei wurden insbesondere Fragen der Bewahrung des kulturellen Erbes der Deutschen aus Böhmen, Mähren und Schlesien diskutiert.
Vor 70 Jahren endete der Zweite Weltkrieg. Schwerpunktmäßig stehen somit die Ereignisse des Jahres 1945, vor allem die letzten Wochen des Krieges in Böhmen sowie Flucht und Vertreibung der Deutschen im Mittelpunkt der Vorträge. U. a. wird Jiří Padevět, der einen mehrfach ausgezeichneten Führer zum Thema Prag im Protektorat herausgegeben hat, sein neues Werk Krvavé finale (Blutiges Finale) präsentieren.
Der zweite Tag des Seminars widmet sich traditionell der böhmisch–mährischen Literatur– und Kulturgeschichte. Die Vorträge werden sich mit dem in Prag geborenen Rainer Maria Rilke, dessen Geburtstag sich heuer zum 140. Mal jährt, sowie dem Internet–Portal S`Hohnakreiz, das über 1 605 Autoren der Böhmerwaldliteratur vorstellt und damit einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung des Kulturerbes dieser Region einnimmt, beschäftigen. Es wird simultan übersetzt, kurzfristige Programmänderungen sind möglich.
Die Wanderausstellung setzt sich mit Leben, Werk und der geschichtlichen Bedeutung und Rezeption des 1415 in Konstanz verbrannten böhmischen Kirchenreformers Jan Hus auseinander. Sie wurde für das tschechische und europäische Publikum vom Hussitenmuseum Tábor, dem Hauptzentrum der Pflege hussitischer und reformatorischer Tradition in der Tschechischen Republik, erarbeitet. An der Gestaltung der Ausstellung war auch die Hus–Museums–Gesellschaft in Prag beteiligt. Sie verwaltet das Hus–Haus und das Hus–Museum in Konstanz und arbeitet eng mit tschechischen Historikern zusammen.
Der tschechische Generalkonsul in München, Milan Čoupek wird ein Grußwort sprechen. Die Einführung übernimmt der Direktor des Hussitenmuseums Tábor, Zdeněk Smrčka. Hussitische Musik mit Benedictus wird die Eröffnung umrahmen.
Eröffnung der Ausstellung mit Musik:
9. Juni 2015, 18.00 Uhr
Die Ausstellung findet von Mittwoch, 10. Juni bis Freitag, 24. Juli 2015 unter den folgenden Öffnungszeiten statt:
Mo–Fr 9.00–19.00 Uhr
Feiertags geschlossen
Eintritt frei
In Kooperation mit dem Hussitenmuseum Tábor, dem Hus–Haus in Konstanz und dem Tschechischen Zentrum München
Eintritt frei
Eingestimmt werden wir von Johannes Brahms' Choralvorspiel Herzlich tut mich verlangen über Worte, die den Tod als Erlöser von Leid und Elend herbeisehnen. Brahms' Fuge in as–Moll leitet über zum Schicksalslied. Das aufwühlende Werk nach einem Gedicht Hölderlins schildert den Kontrast zwischen der paradiesischen Götterwelt und dem Schicksal der leidvoll umhergetriebenen Menschen – und mündet in einen überraschenden Schluss voll Trost und Zuversicht.
Mit der Kantate Die Erde ist des Herrn gedenken wir des tschechisch–deutschen Komponisten Hans Krása. Er gehörte zur grossen Zahl jüdischer Künstler aus Prag und Umgebung, die in Theresienstadt inhaftiert waren und dann in Auschwitz ihr Leben verloren. Die Kantate entstand 1931, geriet später in Vergessenheit und wurde erst 2001 durch das grosse Engagement der Hans Krása Stiftung in Terezín wieder aufgeführt. In eindringlicher Klangsprache gestaltet der Komponist ausgewählte Psalmtexte, von geflüstertem Flehen und innigem Beten über erschütterndes Aufschreien bis hin zum erhabenen Lobpreis Gottes.
Erich Wolfgang Korngolds Abschiedslied aus op. 14 klagt von der Sehnsucht nach dem geliebten Menschen und dem Schmerz, ohne ihn weiterleben zu müssen. Im Passover Psalm schliesslich hören wir den leidenschaftlich–eindringlichen Ruf nach Frieden, Ruhe und Erlösung. Dem strahlenden Hallelujah traut man zu, Mauern und Grenzen zu sprengen...
Werke |
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Johannes Brahms | Choralvorspiel aus op. posth. 122 |
Johannes Brahms | Fuge in as–Moll, WoO 8 |
Johannes Brahms | Schicksalslied |
Hans Krása | Die Erde ist des Herrn |
Erich Wolfgang | Abschiedslied, Passover Psalm |
Oratorienchor St. Gallen und Mährische Philharmonie Olmütz | |
Orgel | Claire Pasquier |
Leitung | Uwe Münch |
Sopran | Julia Küsswetter |
Alt | Susanne Gritschneder |
Tenor | Jaroslav Březina |
Bass | Luděk Vele |
Eine Veranstaltung unter der Schirmherrschaft des Präsidenten des Tschechischen Abgeordnetenhauses, Jan Hamáček, des Präsidenten des Deutschen Bundestags, Norbert Lammert und des Präsidenten des Schweizer Nationalrats, Stéphane Rossini auf Einladung der Stadt Terezín. Mitveranstalter: Kulturreferent für die böhmischen Länder im Adalbert Stifter Verein
Das Jahr 1945 stellt mit NS–Okkupation, Krieg und Vertreibung eine der schlimmsten Phasen der böhmischen Geschichte im 20. Jahrhundert dar. In zwei Lesungen dokumentiert der Adalbert Stifter Verein die Ereignisse, deren Folgen bis heute zu spüren sind. Die erste Lesung behandelt die dramatischen Ereignisse des Jahres 1945 bis zum Ende des Kriegs.
Böhmen war neben dem Alpenraum die letzte Region, die von der Wehrmacht gehalten wurde, mit Einsatz von Jugendlichen als Soldaten und alten Männern im Volkssturm. Bombenangriffe, Verwundete und Gefallene konfrontierten die Menschen mit den Schrecken des Krieges, lange bevor die Heimat selbst zum Kampfgebiet wurde. Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene wurden in fast allen Städten und Dörfern eingesetzt. Das KZ Flossenbürg, das im Sudetengau und im Protektorat mehr als 20 Außenlager hatte, spielte neben Theresienstadt eine zentrale Rolle der Unterdrückung und Vernichtung. Todesmärsche und Todeszüge kreuzten sich in den letzten Wochen des Krieges mit deutschen Flüchtlingsfamilien aus Schlesien, die vor der Roten Armee flohen. Bis zu den letzten Tagen verbreiteten die Zeitungen Durchhalteparolen, fanden Verfolgungen und Erschießungen statt.
Amtliche Dokumente, Wehrmachtsmeldungen, Zeitungsberichte, Zeugenaussagen, Erinnerungen, literarische Schilderungen, Fotos, Filmausschnitte und historische Hörfunksendungen bilden das Material der Gruppenlesung, die die dramatische Entwicklung des Jahres 1945 bis zum Kriegsende im Protektorat Böhmen und Mähren und im Sudetengau schildert.
Die zweite Lesung mit dem Titel „Die ersten Tage“ wird sich im Oktober 2015 mit dem Jahr 1945 nach Kriegsende in der Tschechoslowakei beschäftigen.
Eintritt frei
Eine Veranstaltung des Adalbert Stifter Vereins
Bayern, Berliner, Wiener, Prager, Egerländer, Nordböhmen, Südmährer, Sudetenschlesier… Oder auch: Tschechen, Österreicher, Juden, Sudetendeutsche … Diese Ausstellung zeigt und würdigt 54 Personen, die in den mehr als 20 Jahren seit der politischen Wende 1989 die deutsch–tschechischen Beziehungen mitgeprägt haben. Sie alle vereint ihre Herkunft: Sie wurden in Böhmen, Mähren, Sudetenschlesien oder Prag geboren bzw. wuchsen dort auf.
Für viele von ihnen waren diese Jahre der Höhepunkt ihres Schaffens. Politiker wie Künstler, Wirtschaftsmanager wie Priester, Wissenschaftler wie Journalisten, Heimatvertriebene wie Heimatverbliebene, Exilanten wie Dissidenten – einige von ihnen haben sich auf ihrem Gebiet oder sogar über die Landesgrenzen hinaus einen Namen gemacht. Andere wirkten still und verborgen nach Jahrzehnten der Abschottung diesseits und jenseits des Eisernen Vorhangs an der Entspannung zwischen Deutschen, Tschechen, Sudetendeutschen, Juden und Österreichern mit.
Jede der Aufnahmen ist mit einer Kurzbiographie des Porträtierten versehen. So spiegeln sich in den Lebensläufen der 54 Persönlichkeiten, welche von einer siebenköpfigen Jury aus Vertretern deutscher und tschechischer Einrichtungen ausgewählt wurden, die Schönheit und das Leid einer Region, die einen bedeutenden Teil des einstigen Mitteleuropa bildet.
Die Ausstellung findet von Mittwoch, 6. Mai bis Donnerstag, 28. Mai 2015 unter den folgenden Öffnungszeiten statt:
Mo–Fr 8.00–19.00 Uhr
Sa 9.00–13.00 Uhr
Sonntags sowie am 8. Mai geschlossen
Petra Flath wurde 1952 geboren und wuchs in Waldkraiburg auf. Zwischen 1970 und 1976 studierte sie an der Bayerischen Staatslehranstalt für Fotografie und an der Hochschule für Gestaltung in Basel. Seit 1976 ist sie als freischaffende Fotografin tätig und hat sich auf die Bereiche Architektur, Industrie und Produkte spezialisiert, ist aber auch mit Arbeiten für Landschaftsausstellungen hervorgetreten, z. B. 2007 für die Ausstellung „Landschaften – Verwandtschaften“ in München–Schwabing. Sie hat sich immer wieder auch mit dem menschlichen Gesicht beschäftigt. 2012 zeigte sie im Park des Adalbert–Stifter–Seniorenheims ihrer Heimatstadt Waldkraiburg eine Installation mit Porträts von Bewohnern des Heims. Petra Flath lebt derzeit in München.
Eine Veranstaltung des Adalbert Stifter Vereins
Arnold Schück (1897–1974), Sohn einer deutsch–jüdischen Prager Industriellenfamilie, stellt in seinen Erinnerungen private, persönliche Begebenheiten in einem Dreiviertel des 20. Jahrhunderts in den Mittelpunkt. Kindheit und Jugend in der Kaiserzeit, 1918 bis 1939 Industrieller, 1944 Gestapo–Haft und KZ. 1945 Rückkehr nach Prag, 1963 Flucht mit seiner Gattin, der Bildhauerin Mary Duras, aus der kommunistischen CSSR nach Deutschland. Ein den Leser nachdenklich stimmendes Leben, in dem immer wieder neu angefangen wurde. Das Buch wurde von Heidemarie Neuhold, einer Großnichte von Mary Duras, und ihrem Mann Friedrich herausgegeben (ISBN 978-3-86215-031-1).
Heiko Ruprecht, bekannt vor allem durch die ZDF–Reihe Der Bergdoktor, in der er den Bruder des Bergdoktors spielt. Als Theaterschauspieler u. a. an den Münchner Kammerspielen und dem Residenztheater, u. a. unter der Regie von Dieter Dorn (Der Kaufmann von Venedig) oder Franz Xaver Kroetz (Der Bauer als Millionär). Engagements am Staatstheater Karlsruhe (Richard III.), am Schauspiel Essen und dem Bochumer Schauspielhaus (u.a. Transit), sowie am Stadttheater Fürth (zuletzt Die kleinen Füchse). Regelmäßige Radio–Features für den BR und Literaturlesungen.
Musikalische Umrahmung: Anastasia Zorina, Absolventin der Musikhochschule München, Preisträgerin nationaler und internationaler Wettbewerbe, Konzertauftritte zuletzt im Prinzregententheater sowie bei der Begleitung des Stummfilms Die Stadt ohne Juden im Gasteig.
Eintritt frei
Eine Veranstaltung des Kulturreferenten für die böhmischen Länder im Adalbert Stifter Verein in Kooperation mit dem Haus des Deutschen Ostens, dem Tschechischen Zentrum München und der Gesellschaft zur Förderung jüdischer Kultur und Tradition
In Böhmen, Mähren und Mährisch–Schlesien, also der heutigen Tschechischen Republik, haben über Jahrhunderte hinweg Tschechen, Deutsche und Juden (deutscher und tschechischer Nationalität) zusammengelebt. Die komplett zweisprachige Ausstellung stellt zwölf Persönlichkeiten vor, die dem deutschböhmischen Sprach– und Kulturkreis des 19. und 20. Jahrhunderts entstammen und dort geboren wurden. Die meisten Namen sind dabei sehr bekannt, vielfach jedoch nicht die Tatsache, dass der Geburtsort dieser Menschen auf dem Gebiet der heutigen Tschechischen Republik liegt.
Die Ausstellung verfolgt nicht das Ziel, eine Hitliste der Deutschen aus Böhmen und Mähren (seit Anfang des 20. Jahrhunderts werden sie auch als "Sudetendeutsche" bezeichnet) unter Bewertung ihrer Verdienste zu erstellen. Die vorgestellten Persönlichkeiten sollen gerade nicht zu nationalem deutschem, österreichischem oder tschechischem "Eigentum" erklärt werden. Die Zusammenstellung von biografischen Texten und Fotografien möchte im Gegenteil dazu beitragen, auf Gemeinsamkeiten, Zusammenhänge und Wechselwirkungen in der Kulturgeschichte dieser Länder hinzuweisen. Natürlich erhebt die Darstellung keineswegs den Anspruch auf Vollständigkeit.
Im Mittelpunkt der Ausstellung steht insbesondere die Beziehung der vorgestellten Persönlichkeit zur Heimat Böhmen und Mähren. Die Bindung an diese Heimat war dabei sehr unterschiedlich ausgeprägt, manche verbrachten ihr ganzes Leben dort, einige nur wenige Jahre. Prägende Eindrücke hat diese Zeit jedoch bei jedem/jeder von ihnen hinterlassen.
So hat uns z. B. Adalbert Stifters Werk die schöne Natur des Böhmerwalds vor Augen geführt und auch Otfried Preußlers Kinderbücher wären ohne die Sagenwelt des nordböhmischen Isergebirges undenkbar. Weite Teile der in Brünn (Brno) erzielten Forschungsergebnisse Gregor Mendels sind bis heute für die Genetik unverzichtbar, und Sigmund Freuds Kindheitserlebnisse in seinem mährischen Geburtsort Freiberg (Příbor) fließen auch in seine Psychoanalyse mit ein. Viele Lebensläufe spiegeln wichtige Entwicklungen der deutsch–tschechischen bzw. österreichisch–tschechischen Beziehungen der vergangenen zwei Jahrhunderte wider.
Die Vernissage findet am Montag, 20. April 2015 ab 19.00 Uhr statt.
Die Ausstellung findet von Dienstag, 21. April bis Samstag, 9. Mai 2015 unter den folgenden Öffnungszeiten statt:
Di, Mi, Fr 10.00–18.00 Uhr
Do 10.00–20.00 Uhr
Sa 10.00–13.00 Uhr
So, Mo geschlossen
Vorgestellte Persönlichkeiten
Adalbert Stifter (* Oberplan/Horní Planá 1805)
Johann Gregor Mendel (* Heinzendorf/Hynčice 1823)
Marie von Ebner–Eschenbach (* Zdislawitz/Zdislavice 1830)
Bertha von Suttner (* Prag 1843)
Sigmund Freud (* Freiberg/Příbor 1856)
Gustav Mahler (* Kalischt/Kalište 1860)
Karl Kraus (*Gitschin/Jičín 1874)
Rainer Maria Rilke (* Prag 1874)
Ferdinand Porsche (* Maffersdorf/Vratislavice nad Nisou 1875)
Franz Kafka (* Prag 1883)
Oskar Schindler (* Zwittau/Svitavy 1908)
Otfried Preußler (* Reichenberg/Liberec 1923)
Eine Veranstaltung des Adalbert Stifter Vereins in Kooperation mit der Stadtbücherei Neu–Ulm und der Sudetendeutschen Landsmannschaft Illertissen/Neu–Ulm
Am 24. April 1915 wurde die Elite der armenischen Bevölkerung Konstantinopels verhaftet, deportiert, gefoltert, massakriert – als Auftakt zu einem Verbrechen, dem schließlich nach Schätzung der deutschen Botschaft in Konstantinopel sowie des armenisch–apostolischen Patriarchats zu Konstantinopel 1,5 Mio. Menschenleben zum Opfer fielen.
Dieser Tag wurde zum Gedenktag des Völkermords an den Armeniern.
Am Vorabend dieses Gedenktags beschäftigen wir uns mit Franz Werfels Roman Die vierzig Tage des Musa Dagh, in dem dieser den verzweifelten Überlebenskampf einer Gruppe armenischer Flüchtlinge auf dem Musa Dagh oder Musa Ler, dem Mosesberg, schildert. Franz Werfel (*1890 in Prag, †1945 in Los Angeles) erfuhr von dem Verbrechen an den Armeniern auf einer Reise nach Palästina und Syrien, wo ihm die vielen zerlumpten und halbverhungerten armenischen Waisenkinder auffielen.
Über die historischen Hintergründe referieren:
Dr. Tessa Hofmann, Wissenschaftliche Mitarbeiterin des Fachbereichs Soziologie am Osteuropa–Institut der Freien Universität Berlin, Armenienkoordinatorin der Gesellschaft für bedrohte Völker und Vorsitzende der Arbeitsgruppe Anerkennung – gegen Genozid, für Völkerverständigung – AGA.
Prof. Bernhard Malkmus, Associate Professor für Literaturgeschichte und Kulturtheorie an der Ohio State University, USA, mit den Schwerpunkten literarische Moderne, Theorien des Romans, Ökologie und Geisteswissenschaften.
Es spielen: Mitglieder der Folkloregruppe Ursoaica.
Eine Veranstaltung des Adalbert Stifter Vereins
Mit dem Jahr 2014 hat der Adalbert Stifter Verein die Herausgeberschaft der Europäischen Kulturzeitschrift „Sudetenland“ von der Gesellschaft zur Förderung ostmitteleuropäischen Schrifttums und damit von Franz Peter Künzel übernommen, der sie 28 Jahre betreut hat.
Eine Würdigung der über 50–jährigen Geschichte der Zeitschrift und ein Ausblick auf neues Aussehen und neue Inhalte.
Im Anschluss wird zu einem kleinen Empfang gebeten.
Bitte melden Sie sich hierfür beim Haus des Deutschen Ostens an: poststelle@hdo.bayern.de oder unter 089–44 99 93–0.
Eine gemeinsame Veranstaltung des Adalbert Stifter Vereins und des HDO
Nach der Errichtung des Protektorats Böhmen und Mähren planten die Nationalsozialisten eine „germanische“ architektonische Umgestaltung Prags, um ihre Dominanz auch nach außen hin zu unterstreichen. Eine wichtige Rolle spielte dabei die Planungskommission für die Hauptstadt Prag und Umgebung. An ihrer Spitze wechselten sich von 1939 bis 1945 mehrere deutsche Architekten und Stadtplaner ab, die für Prag einen Umbau vorbereiteten, wie er in Städten wie Berlin, Nürnberg oder Linz bereits umgesetzt bzw. geplant wurde. Die Publikation des tschechischen Historikers Miloš Hořejš ist die erste systematische Dokumentation dieses vergessenen Kapitels unserer neuzeitlichen Geschichte.
PhDr. Miloš Hořejš studierte Geschichte und Politologie an der Karlsuniversität Prag. Er beschäftigt sich mit der Geschichte von Wissenschaft und Technik, der Architektur und des Bauwesens sowie mit der Wirtschaftsgeschichte vor allem im Zeitraum Mitte des 19. Jh. bis Mitte des 20. Jh. Derzeit ist er als Leiter der Abteilung Wissen¬schaft und Forschung am Technischen Nationalmuseum in Prag tätig. Seine Publikation Protektorátní Praha jako německé město ist 2013 im Verlag Mladá fronta in tschechischer Sprache erschienen (ISBN 978-80-204-2773-1).
Der Vortrag findet in deutscher Sprache statt.
Eine Veranstaltung des Adalbert Stifter Vereins
Bayern, Berliner, Wiener, Prager, Egerländer, Nordböhmen, Südmährer, Sudetenschlesier… Oder auch: Tschechen, Österreicher, Juden, Sudetendeutsche … Diese Ausstellung zeigt und würdigt 54 Personen, die in den mehr als 20 Jahren seit der politischen Wende 1989 die deutsch–tschechischen Beziehungen mitgeprägt haben. Sie alle vereint ihre Herkunft: Sie wurden in Böhmen, Mähren, Sudetenschlesien oder Prag geboren bzw. wuchsen dort auf.
Für viele von ihnen waren diese Jahre der Höhepunkt ihres Schaffens. Politiker wie Künstler, Wirtschaftsmanager wie Priester, Wissenschaftler wie Journalisten, Heimatvertriebene wie Heimatverbliebene, Exilanten wie Dissidenten – einige von ihnen haben sich auf ihrem Gebiet oder sogar über die Landesgrenzen hinaus einen Namen gemacht. Andere wirkten still und verborgen nach Jahrzehnten der Abschottung diesseits und jenseits des Eisernen Vorhangs an der Entspannung zwischen Deutschen, Tschechen, Sudetendeutschen, Juden und Österreichern mit.
Die 54 Porträts wurden in München, Prag, Brünn, Wien, Düsseldorf und anderen Orten aufgenommen. Jede der Aufnahmen ist mit einer Kurzbiographie des Porträtierten versehen. So spiegeln sich in den Lebensläufen der 54 Persönlichkeiten, welche von einer siebenköpfigen Jury aus Vertretern deutscher und tschechischer Einrichtungen ausgewählt wurden, die Schönheit und das Leid einer Region, die einen bedeutenden Teil des einstigen Mitteleuropa bildet.
Die Ausstellung findet von Mittwoch, 18. März bis Samstag, 2. Mai 2015 unter den folgenden Öffnungszeiten statt:
Di–Sa 13.00–19.00 Uhr
Petra Flath wurde 1952 geboren und wuchs in Waldkraiburg auf. Zwischen 1970 und 1976 studierte sie an der Bayerischen Staatslehranstalt für Fotografie und an der Hochschule für Gestaltung in Basel. Seit 1976 ist sie als freischaffende Fotografin tätig und hat sich auf die Bereiche Architektur, Industrie und Produkte spezialisiert, ist aber auch mit Arbeiten für Landschaftsausstellungen hervorgetreten, z. B. 2007 für die Ausstellung „Landschaften – Verwandtschaften“ in München–Schwabing. Sie hat sich immer wieder auch mit dem menschlichen Gesicht beschäftigt. 2012 zeigte sie im Park des Adalbert–Stifter–Seniorenheims ihrer Heimatstadt Waldkraiburg eine Installation mit Porträts von Bewohnern des Heims. Petra Flath lebt derzeit in München.
Eine Veranstaltung des Adalbert Stifter Vereins
Marie von Ebner–Eschenbach (1830–1916) wurde vor 185 Jahren in Zdislawitz (Zdislavice) geboren. Erst mit 50 Jahren erreichte sie ihren literarischen Durchbruch und galt neben Anette von Droste–Hülshoff als die bedeutendste deutschsprachige Schriftstellerin ihrer Zeit. Vielen ist sie heute vor allem auch durch ihre Aphorismen bekannt. Der Vortrag von Eleonora Jeřábková wird sich mit der mährischen Herkunft der Schriftstellerin Marie von Ebner–Eschenbach und aktuellen Entwicklungen vor Ort auseinandersetzen.
PhDr. Eleonora Jeřábková, Ph.D. Deutsch– und Tschechisch–Studium an der Universität Brünn (Brno). 25 Jahre Unterricht beider Sprachen an Gymnasien in Iglau (Jihlava) und Brünn. Führte oftmals durch das Schloss Lissitz (Lysice), das früher den Dubsky gehörte, denen Marie von Ebner–Eschenbach entstammt. Heute leitet sie die Abteilung Literaturgeschichte im Mährischen Landesmuseum Brünn. Gemeinsam mit Martin Reissner und Stanislav Sahánek hat sie 2014 das Buch Moravská spisovatelka Marie Ebnerová z Eschenbachu a Zdislavice herausgegeben. (ISBN 978–80–7028–425–4).
Die Schauspielerin Zisan Licht wird anschließend Texte Ebner–Eschenbachs lesen.
Eine Veranstaltung des Adalbert Stifter Vereins
Prag und die Wiener Moderne um 1900 zählen ebenso zu seinen Forschungsgebieten wie das Exil deutscher Autoren während der NS–Jahre in den USA. Er publizierte Bücher und Beiträge u.a. über Ingeborg Bachmann, Thomas Bernhard, Paul Celan, Daniel Kehlmann, Thomas Mann und W.G. Sebald und hat Werke u.a. von Ingeborg Bachmann und Gerhard Falkner ins Englische übersetzt. In Kürze erscheint eine von ihm herausgegebene Studienausgabe der „Verwandlung“ auf Englisch mit Materialien der damaligen Zeit
Mark M. Anderson studierte in Paris, Florenz und Baltimore/Maryland. Seit 1985 lehrt er als Professor für Germanistik und Komparatistik an der Columbia University in New York. 1992 erschien seine Dissertation unter dem Titel „Kafka’s Clothes: Ornament and Aestheticism in the Habsburg Fin de Siècle“, die ihn schlagartig als Kenner von Kafkas Literatur und Lebenswelt bekannt machte.
In seinem Vortrag befasst sich Anderson mit Kafkas Lebenswelt unter Einbeziehung neuerer Werke der Kafka–Rezeption, u.a. von Saul Friedländer und Rainer Stach.
Eintritt frei
Eine Veranstaltung des Adalbert Stifter Vereins
Miroslav Kunštát war mehrere Jahre Leiter des Deutschlandreferates von Präsident Václav Havel und hat so dessen Deutschland– und Europapolitik aus nächster Nähe mitbekommen und mitgestaltet. Er ist profunder Kenner der Entstehung des deutsch–tschechoslowakischen Nachbarschaftsvertrages (1992) wie auch der deutsch–tschechischen Erklärung (1997). In seinem Vortrag wird er Einblicke in die politischen Grundüberzeugungen von Václav Havel geben, dem die Aussöhnung mit den (Sudeten–)Deutschen ein großes Anliegen war. Der Vortrag dient dem Zweck, mit einem interessierten Publikum aus Tschechen und (Sudeten–)Deutschen in ein Gespräch über das Verhältnis beider Nachbarvölker zu kommen.
Eine Veranstaltung des Adalbert Stifter Vereins in Kooperation mit der Begegnungsstätte Kloster Speinshart
Im Mittelpunkt steht die Geschichte der deutsch–tschechischen, jüdischen Familie Getreuer aus Schwanenbrükl/Mostek, deren Kinder vor dem Transport in ein Konzentrationslager gerettet werden konnten. Mit einzigartigen historischen Aufnahmen sowie Zeitzeugeninterviews.
Insgesamt drei Dokumente zu je 52 Min. (1. und 2. Auserwählt zu leiden, 3. Wiedergeburt der Hoffnung) behandeln die europäische Kulturgeschichte, interkulturelle Verflechtungen und das Zusammenleben von Juden, Deutschen und Tschechen im Böhmerwald und von Juden und Deutschen im Bayerischen Wald. Die historische Linie allgemeiner Schicksale von Menschen und Völkern überschneidet sich mit dem Schicksal von Einzelpersonen. In den Filmen können wir die Geschichte seit den 1920er Jahren bis in die Gegenwart hinein nachvollziehen – und das am Beispiel des Schicksals der Familie Getreuer. Aufgrund der bis heute erhaltenen Materialien wird uns das Alltagsleben im Protektorat oder die damalige Situation an der Karl–Ferdinands Universität vor Augen geführt. Der dritte Teil dieser Trilogie behandelt die Nachkriegszeit und die Gegenwart. Die Gegenwart steht für das Treffen der Familie Getreuer in Wien 2012. Alle drei Teile werden durch die Synagogen–Gesänge und Kompositionen von Jaroslav Krček begleitet.
Das Filmprojekt wurde finanziell durch den Deutsch–tschechischen Zukunftsfonds und den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung ZIEL 3 sowie den Südböhmischen Kreis unterstützt. Es ist in Koproduktion zwischen dem Tschechischen Fernsehen und ZF FILM entstanden. Auslandspartner war der Verein Karl Klostermann – Dichter des Böhmerwaldes e.V., Grafenau.
In Anwesenheit des Regisseurs Zdeněk Flídr
CZ 2014, R: Zdeněk Flídr, OmU
Eintritt wegen Überlänge: 10 Euro
Eine Veranstaltung des Arena Filmtheaters, des Tschechischen Zentrums München und des Kulturreferenten für die böhmischen Länder
© Česká televize, ZF FILM
Die westböhmische Kulturhauptstadt Europas 2015 bietet weit mehr als das international bekannte Bier und die rauchenden Schlote der Škoda–Werke. Pilsen ist nicht nur der Ort des ersten tschechischen Buchdrucks, sondern auch des größten Marktplatzes und der ersten Jugendstilgebäude in Böhmen, des höchsten Kirchturms in Tschechien und der zweitgrößten Synagoge Europas. Zu bewundern sind alle Stilepochen, die gotische „Schöne Madonna“ in der St. Bartholomäus–Kathedrale ebenso wie das prächtige Renaissance– Rathaus oder Innenräume von Adolf Loos, dem Vordenker der architektonischen Moderne.
An der Handelsroute von den deutschen Ländern nach Prag gelegen, spielte Pilsen für die deutsch–tschechischen Beziehungen stets eine wichtige Rolle. Hier lebte bis 1945 auch eine Minderheit mit deutscher Umgangssprache, die sich jahrhundertelang wirtschaftlich und kulturell engagierte. Sie trug dazu bei, dass Pilsen eine Stadt der Museen und Theater wurde. Das Opernhaus inszeniert hervorragende Aufführungen, weltbekannt ist auch die Puppenspieltradition, etwa von Jiří Trnka.
Im Pilsener Umland mit seinen vielen barocken Schlössern und Klöstern wirkten Komponisten verschiedener Herkunft, was das Programm der Kulturhauptstadt in einem seiner Projekte vermittelt. Es richtet sich insgesamt auch an die Bewohner der unweit gelegenen deutschen Grenzregionen, der kulturelle Austausch mit Bayern gestaltet sich in gemeinsamen Ausstellungsprojekten, Künstlerzügen oder wechselseitigen Präsentationen. Über all diese Themen möchten wir Sie mit unserem Abend unterhaltsam informieren.
Es wird aufgrund begrenzten Platzkontigents bis zum 28. Januar 2015 um Anmeldung über osteuropa@bsb-muenchen.de unter Tel. 089–28638–2379 gebeten.
Programm
Begrüßung
Klaus Ceynowa, Stellvertretender Generaldirektor der Bayerischen Staatsbibliothek
Jiří Sulženko, Programmdirektor Pilsen 2015
Winfried Smaczny, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Kulturforums östliches Europa
Vortragspräsentationen
Jan Mergl: Pilsen/Plzeň. Ein kunstgeschichtlicher Rundgang durch die westböhmische Kulturhauptstadt (Neuerscheinung)
Tobias Weger: Pilsen/Plzeň. Kleine Stadtgeschichte (Neuerscheinung)
Antonín Kolář und Schüler, Masaryk–Gymnasium Pilsen: Spurensuche in der Pilsener Stadtgeschichte (Internet–Blog–Projekt)
20.00–20.30 Pause mit Imbiss
Präsentation und Konzert zum Festival Neun Wochen Barock
Alena Hönigová, Cembalo: Johann Caspar Fischer (1662–1746), Parnassus auf der Insel
Roman Musil: Präsentation der Pilsener Ausstellung München – leuchtende Kunstmetropole (1870–1918)
Eine Veranstaltung des Deutschen Kulturforums östliches Europa in Kooperation mit der Bayerischen Staatsbibliothek, Pilsen 2015, dem Tschechischen Zentrum München, dem Bundesinstitut für Kultur und Geschichte der Deutschen im östlichen Europa, dem Haus des Deutschen Ostens, dem Kulturreferenten für die böhmischen Länder im Adalbert Stifter Verein und dem Sudetendeutschen Musikinstitut